Studienbestand: 
Datenbank AIS Fallstudien
StudyID: 
s0051
Letze Aktualisierung der Studie: 
Mo, 2015-10-26

Qualifizierung und Tarifvertrag

Beteiligte Mitarbeiter
Bahnmüller, Reinhard
Fischbach, Stefanie
Zimmer, Sabine
Walker, Eva-Maria
Institutioneller Anbindung
Forschungsinstitut für Arbeit, Technik und Kultur e.V. (FATK), Tübingen
Gefördert durch
Bundesministerium f?r Bildung und Forschung (BMBF)
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

'Die Untersuchung zielt auf die Arbeitsbedingungen, die Implementierung und Anwendung sowie auf die Wirkungen des Qualifizierungstarifvertrags' (S. 31). Allgemein stellte sich die Frage, ob Qualifizierungsverträge, insbesondere solche, die prozessbezogene Regelungen in den Mittelpunkt stellen, die Ergebnisse inhaltlich aber offen lassen, etwas bewirken und einen Beitrag zur Verbesserungen der betrieblichen Weiterbildungspraxis leisten können? Folgenden Fragenkomplexen wurde nachgegangen: '1) Vor welchem Problemhintergrund und in welchem Kontext ist der Tarifvertrag entstanden, an welchen Traditionen knüpft er an, welche Regelungen enthält er und wie unterscheiden sich diese von ihren Vorläufern und welche Zielsetzungen verbinden die Tarifparteien mit ihm? 2) Wie waren die Ausgangsbedingungen in Sachen Weiterbildung in den Unternehmen der M+E Industrie Baden-Württemberg? Welchen Stellenwert hat das Thema im Management, bei den Linienvorgesetzten und im Betriebsrat? Welcher Weiterbildungsbedarf wird gesehen, wie wird er ermittelt und befriedigt? Was sind aus der Sicht der Manager und der Betriebsräte aktuell die wichtigsten Probleme in der betrieblichen Weiterbildung? 3) Wie wurde der Qualifizierungsvertrag umgesetzt, welche Strategien und Konzepte hatten die Tarifparteien, welche Aufgaben wurden der Agentur Q zugewiesen, wie bearbeitete sie diese und mit welchem Ergebnis? In welcher Breite wurden schließlich Tarifvorgaben in den Betrieben angewandt, wie tarifkonform verhielten sich die Unternehmen, welche Erfahrungen wurden mit dem Qualifizierungsgespräch gemacht und welche Umsetzungsprobleme zeigten sich? 4) Welche Veränderungen ergaben sich in der Gestaltung der betrieblichen Weiterbildung während der Umsetzungsphase, welche davon sind dem Tarifvertrag zuzuschreiben, wie wird dieser vier Jahre nach seinem Inkrafttreten von den Betriebs- und Tarifparteien bewertet und welcher Veränderungsbedarf wird gesehen?' (S. 29f).

Ziel

'Zielsetzung ist es, zusätzliche Informationen und Erkenntnisse zur Klärung der im (tarif-)politischen wie im wissenschaftlichen Raum kontrovers diskutierten Frage zu gewinnen, ob und unter welchen Bedingungen eine tarifliche Regulierung von Weiterbildung zur Entwicklung einer lernförderlichen Unternehmenskultur beiträgt, interessen- und problemangemessene Lösungen fördert, die bestehende Weiterbildungspraxis verbessert und vorhandene Defizite korrigieren kann' (S. 28). Generell geht es auch darum dem 'Informationsdefizit über die Wirkungen von Qualifizierungstarifverträgen' abzuhelfen (Umschlag).

Theoriebezug
Leitthese: Bedeutungsgewinn beruflicher Weiterbildung. Theoretischer Bezug auf die bisherige Entwicklung und den Umgang mit Weiterbildungsfragen (S. 9ff.): 1.) neuer Typus der Weiterbildung (nach Baethge und Baethge-Kinsky, 2003): neue Steuerungsanforderungen, Kompetenzprofile und Lernarrangements; 2.) bisheriger Umgang der Gewerkschaften mit Weiterbildung und deren Regulierung, dabei u.a. Bezug auf Bahnmüller (1993, 1999), Heinemann (1999), Bispinck (2000).
Geografischer Bezug
Deutschland
Informationen zur Datenerhebung
Erhebung in drei Modulen (S. 31ff.): Modul 1: Sekundärauswertungen vorliegender Befragungen zur beruflichen/betrieblichen Weiterbildung; Expertengespräche; schriftliche standardisierte Befragung von (Personal-)Managern und Betriebsräten (608 Fragebögen wurden an Betriebräte verschickt, 240 konnten ausgewertet werden; ca. 350 wurden an Manager verschickt, 153 konnten ausgewertet werden). Modul 2: neun Betriebsfallstudien; Begleitung und Evaluierung des Betriebsräte-Netzwerk Maschinenbau der IG Metall und darin des Themenstrangs "Umsetzung des Qualifizierungstarifvertrags" durch Besuche von Workshops, Auswertung der Seminardokumente, Interviews mit Betreuern des Netzwerks und Teilnehmern und einer schriftliche Befragung der Teilnehmer. Modul 3: standardisierte schriftliche Befragung aller tarifgebundenen Metall- und Elektrounternehmen (937 Fragebögen an Geschäftsführer, an Personalmanager 940, davon konnten insgesamt 448 ausgewertet werden); standardisierte schriftliche Befragung der Verwaltungsstellen der IG Metall und der Bezirksgruppen von Südwestmetall; Expertengespräche mit Vertretern der Tarifparteien und der Weiterbildungsagentur. Die Struktur des Befragungssampels wird auf ca. zwei Seiten in einer Tabelle detailliert dargestellt (S. 35ff).
Fallzahlen
9 Fälle = 9 Unternehmen
Falldarstellung
Betriebsfallstudien werden zusammen mit den anderen Erhebungen im Fließtext verwendet. Einzelne Fälle sind nicht erkennbar, die Unternehmen werden nicht weiter beschrieben. Häufig Verwendung von Tabellen und Diagrammen.
Selbstdefinition
"Betriebsfallstudien" (S. 33)
Auswahl
Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg: vier Unternehmen des Maschinenbaus/Anlagenbau, zwei der Elektrotechnik, eines in der Stahlverformung und zwei in der Branche Straßenfahrzeugbau; Betriebsgröße zwischen 380 bis ca. 135000 Beschäftigten; Betriebe mit großen Unterschieden bzgl. Umgang mit Weiterbildung (S. 33).
Überblick Methoden
In dem vorhandenen Methodenkapitel werden Anlage und Durchführung der Untersuchung, das Befragungssample (ausführlich) und die Auswertung aufbereitet (S. 31-40). Konkret begründet wird das Forschungsdesign nicht, aber es wird erwähnt, welche Informationen in welchem Modul gewonnen werden sollen. So wurden die Fallstudien durchgeführt um zu zeigen '(...) wie die Weiterbildungsprozesse konkret gestaltet sind, welche Entwicklungen sich in den letzten Jahren ergaben, welche Impulse von dem Qualifizierungstarifvertrag ausgingen (...)' (S. 33).
Auswertung
Univariate, bivariate und multivariate Aufbereitung der Daten mit SPSS (S. 38). Keine Angaben zur Auswertung der qualitativen Daten.
Ergebnisse
Das letzte Kapitel gibt eine Zusammenfassung und eine Schlussfolgerung der Ergebnisse (S. 238ff.): Stärken des Tarifvertrags sind 1.) die gemeinsame Verantwortung für die Sicherung und Weiterentwicklung der Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe und der Beschäftigungsfähigkeit, 2.) die breite Akzeptanz durch geringe Konfliktintensität und den formalen, auf Prozesse und Strukturen ausgerichteter Charakter der tariflichen Vorgaben, sowie die konfliktarme Umsetzung. Schwächen sind 1.) Verzicht auf Gütekriterien, 2.) Verbindlichkeit der Umsetzung der Weiterbildungsmaßnahmen. Schlußfolgerungen: Der Tarifvertrag weist einige Grenzen auf und konzentriert sich vor allem auf Bedarfsermittlung und Prozesse betrieblicher Weiterbildungsplanung.

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Bahnmüller, Reinhard (2006): Qualifizierung und Tarifvertrag.
    Hamburg: VSA-Verlag