Geschlechteregalität - mehr Schein als Sein

Beteiligte Mitarbeiter
Funder, Maria
Dörhöfer, Steffen
Rauch, Christian
Institutioneller Anbindung
Universität Marburg, Institut für Soziologie
Gefördert durch
Hans-Böckler-Stiftung
Studienlaufzeit
2002-2005
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

'Die vorliegende Studie beschäftigt sich nicht nur mit der Organisation und den Arbeitsbeziehungen in der ITK-Industrie, vielmehr steht die oftmals weitgehend nur am Rande behandelte Frage der Geschlechterverhältnisse im Zentrum' (S. 29). Soziale Konstruktion der Geschlechterbeziehungen in der Branche; Frage, 'ob und inwieweit auch die Interessenvertretungsstrukturen Einfluss auf die Geschlechterverhältnisse in ITK-Unternehmen haben können' (S. 32).

Ziel

Weiterführende Erkenntnisse hinsichtlich des Stellenwerts von Chancengleichheit in ITK-Unternehmen eruieren (S. 40).

Theoriebezug
Hintergrund: aktuelle Zeitdiagnosen zum Wandel der Erwerbsarbeit und zur 'Wissensgesellschaft' (z.B. Dörre 2005, Kratzer/Sauer 2005, Beck 2001, Sennett 2005, Rifkin 1995, Willke 1998, Drucker 1986), da ITK eine Art 'Leitbranche' für diese Tendenzen ist (S. 13); Wandel vs Persistenz der Geschlechterverhältnisse in der ITK-Industrie (Cockburn 19988, Erb 1996, Heintz 1997); Arbeitsbeziehungen in der IT-Branche ( Boes/Baukrowitz 2002, Boes/Trinks 2006); Strukturationstheoretisches Organisationsverständnis (Giddens 1988, Ortmann 1997).
Geografischer Bezug
Deutschland
Erhebungszeitraum
April 2003 - Januar 2004 (S. 44)
Informationen zur Datenerhebung
1.) 6 "explorative Experteninterviews" mit Branchenvertretern (S. 37); 2.) standardisierte Fragebogenerhebung in Unternehmen, Rücklauf: 73 Fragebögen des Managements (13%) und 59 der InteressenvertreterInnen (11%), Zufallsstichprobe, nicht repräsentativ; 3.) 7 Unternehmensfallstudien: Methodenmix aus 48 Experteninterviews mit Leitfaden, Dokumentenanalyse und teilnehmender Beobachtung in drei Unternehmen von jeweils 2-4 Tagen mit Hilfe eines Fragebogens mit Beobachtungsschwerpunkten, etc. (S. 38f.)
Fallzahlen
7 Fallstudien = 7 Unternehmen (Fallübersicht S. 42)
Falldarstellung
Die 7 Unternehmen werden in Kapitel 4 einzeln aufbereitet, und finden sich in Kap. 5 in der Typenbildung wieder.
Selbstdefinition
"qualitative Unternehmensfallstudien" (S. 38)
Auswahl
Informations- und Telekommunikationsindustrie: 2 Software, 2 IT-Services, 1 Hardware, 2 Telekommunikation. Beschäftigtenzahl von 55 - 9000.
Überblick Methoden
Anlehnung des Forschungsdesigns an Giddens' 'strategische und institutionelle Analyse' (1988) - komplementäre Ergänzung quantitativer und qualitativer Methoden (S. 37, S. 40f.). Methodisches Vorgehen wird in einem Kapitel (S. 37-47) beschrieben: die Branchenerhebung mittels explorativen Experteninterviews und den Fragebögen (S. 38f.). Quantitatives Design diente der 'ersten Klärung der generellen Forschungsfragen nach dem Zusammenhang von Geschlecht, Arbeit und Interessenvertretung' (S. 40). Qualitatives Design (S. 40f.): Auswahl der Unternehmen für Fallstudien nach Prinzip des 'selective sampling' (Schatzmann/Strauss 1973), Darstellung des Samples, der Leitfadenkonstruktion und Skizze der Beobachtung.
Auswertung
Quantitative Daten: Auswertung mit SPSS. Deskriptive Analysen auf Basis von Häufigkeitsauszählungen, Prüfung von Zusammenhangs- und Unterschiedshypothesen (S. 39). Qualitative Daten: Transkription der Interviews, Verschriftlichung der Ergebnisse aus der teilnehmenden Beobachtung. Kodierung mit MaxQDA nach den Themen des Leitfadens, Ergänzung durch Schwerpunktsetzungen der Befragten. Aufhebung der Sequenzialität der Äußerungen und so Reduzierung der Datenmenge. Analyse nach den einzelnen Unternehmen. Den Untersuchungsschwerpunkten entsprechend Rekonstruktion von Leitbildern und Unternehmensstrukturen, sowie der Akteurskonstellationen. Nach den Einzelfallanalysen: "Qualitative Inhaltsanalyse" nach Mayring 2003, Kontrastierung der Fallstudien. Weiterentwicklung des Kategoriensystems und Fokussierung auf Schwerpunkte. Letztlich: auf der Basis der Einzelfallanalysen und der themenspezifischen Auswertung: Typologie der Geschlechterkulturen (S. 45f.)
Ergebnisse
Weder Bestätigung der These von der Persistenz der der Geschlechterasymmetrie, noch einer Verankerung der Geschlechteregalität - sondern widersprüchliches Gesamtbild (S. 33); Unterschiede lassen sich mit einer Typologie charakterisieren: drei spezifische Ausformungen von Geschlechterkulturen: "symbolisch-egalitär", "ambivalent-egalitär", "reflexiv-egalitär" (S. 34); Herausbildung von Geschlechterkulturen ist Resultat von Aushandlungsprozessen von individuellen und kollektiven Akteuren, Chancengleichheit ist jedoch generell in diesen Unternehmen ein "blinder Fleck" der Betriebsratsarbeit (S. 35); Dies erklären die Autoren mit einem "Egalitätsmythos", asymmetrische Geschlechterstrukturen werden nicht in erster Linie mit Geschlecht in Verbindung gebracht, sondern mit spezifischen Qualifikationsprofilen (S. 36)

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Funder, Maria (2006): Geschlechteregalität - mehr Schein als Sein.
    Berlin: Edition Sigma