Studienbestand: 
Datenbank AIS Fallstudien
StudyID: 
s0114

Schlagwörter

Industriesoziologie und Organisationsberatung

Projektleitung
Howaldt, Jürgen
Institutioneller Anbindung
SFS Dortmund
Gefördert durch
Unternehmensfinanzierte Unternehmensberatung
Studienlaufzeit
Forschungsprojekt in der Automobilbranche 1989-1994; Forschungsprojekt in der Chemiebranche begann 1993 und war zur Zeit der Veröffentlichung der Dissertation noch nicht abgeschlossen (S. 12).
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

Was macht gute Beratung aus? Welchen Beitrag kann die Industriesoziologie zur Organisationssoziologie im Bereich Beratung leisten?

Ziel

Der Autor will mit einer Erweiterung der Forschungsperspektive im Hinblick auf betriebliche Gestaltungsprozesse und spezifische betriebliche Rationalisierungsmuster einen Beitrag der Industriesoziologie zur Organisationssoziologie leisten (S. 12). 'Die hier vorgelegte Dissertation zielt darauf ab, die eigenen Erfahrungen aus den beiden Projekten vor dem Hintergrund der industriesoziologischen Diskussion zur Organisationsberatung zu reflektieren (S. 14)'.

Theoriebezug
In zwei Kapiteln werden die Grundannahmen einer veränderten Auffassung von technisch-organisatorischen Wandlungsprozessen und Organisationsberatung dargestellt. Es werden zunächst die unterschiedlichen Ansätze zu einer Neukonzeptionierung des technisch-organisatorischen Wandels in der industriesoziologischen Forschung aufgegriffen, in deren Mittelpunkt die Organisation als Ort der Gestaltung von Arbeit und Technik tritt. Dann werden unterschiedliche Beratungsansätze (klassische Unternehmensberatung, OE-Ansatz, systemischer Beratungsansatz) und das ihnen zu Grunde liegende Organisationsverständnis dargestellt.
Geografischer Bezug
Deutschland
Erhebungszeitraum
1989-1994
Informationen zur Datenerhebung
"Die im Rahmen der Projekte durchgeführten Beratungstätigkeiten waren vielfältig. Die Projekte implizierten die Teilnahme an den Sitzungen der betrieblichen Steuerkreise, die Mitarbeit in Arbeitsgruppen, die Moderation von Workshops und Seminaren, die Durchführung von Expertengesprächen und Beschäftigtenbefragungen sowie vielfältige Gespräche auf allen Ebenen der jeweiligen Betriebe" (S. 12). Im Anhang befindet sich eine Liste mit fünf durchgeführten Experteninterviews.
Fallzahlen
2
Falldarstellung
Die beiden Projekte werden einzeln in einer "Expostanalyse" (S. 71) dargestellt. Der Beratungsprozess wird in drei Schritten skizziert: erst wird auf die Ausgangsbedingungen, auf die Kundenerwartungen und die Zielstellung des Projekts eingegangen, dann wird das Beratungsdesign der Projekte dargestellt und schließlich werden die Interventionen der Berater innerhalb dieser Projektorganisation dargestellt. Die Projekte werden also reflektiert und "dabei sollen eigene, industriesoziologisch geprägte Sichtweisen in die Darstellung einfließen" (S. 71).
Selbstdefinition
Der Begriff "Fallstudie" wird nicht genannt, im Untertitel werden die analysierten Projekte als "zwei Beispiele" bezeichnet.
Auswahl
Automobilindustrie und mittelständischer Chemiebetrieb
Überblick Methoden
Es gibt kein Methodenkapitel. Bei den durchgeführten Projekten handelte es sich um Beratungsprojekte, wo es um die Begeleitung und Beratung der betrieblichen Akteure bei der Einführung von Gruppenarbeit ging. Die dort angewandten Methoden werden als 'Beratungstätigkeit' (S. 12) gesehen und nicht näher erläutert.
Ergebnisse
Es gibt kein zusammenfassendes Ergebniskapitel. Zunächst wird der Erfolg des Beratungsprozesses untersucht. Dieser sowie die Qualität der Beratungsleistung lassen sich nur von der beratenen Organisation her bewerten und drückt sich in der Kundenzufriedenheit und langfristigen Kooperationsbeziehungen aus. "Zusammenfassend kann man davon ausgehen, dass eine kontinuierliche Evaluation des Beratungsprozesses durch das Klientensystem erfolgt, die den Semantiken der jeweiligen Organisation folgt und somit stark von deren Effektivitäts- und Effizienzkriterien sowie den jeweiligen Erwartungshaltungen innerhalb der Organisation bezüglich der Beratung bestimmt ist. Es fehlen jedoch 'objektive' Kriterien und Verfahren zur Durchführung dieses Bewertungsprozesses aus Sicht der Organisation. (...) Insofern bleibt die Kundenzufriedenheit (...) aus heutiger Sicht ein zwar höchst subjektives, zugleich aber zentrales Erfolgskriterium" (S. 115f.). Zum Schluss wird noch einmal auf den Zusammenhang von Industrie- und Organisationssoziologie eingegangen: "Ich vertrete dabei die These, dass das hier skizzierte Verständnis von Organisationsberatung im Einklang steht mit einem modernen Verständnis des Verhältnisses von Wissenschaft und Praxis (Beck/Bonß 1989, Giddens 1995, Luhmann 1994). Erst die Loslösung von einem an naturwissenschaftlichen Modellen orientierten Konzept der Wissensverwendung macht den Blick frei für einen möglichen Beitrag industriesoziologischen Wissens bei der Organisationsberatung" (S. 16). Hinsichtlich dieser Verknüpfung scheint dem Autor auch eine Erweiterung der systemischen Beratungsperspektiven um industriesoziologische Ansätze gerade im Hinblick auf die Beratung von Organisationen nutzbringend zu sein (S. 126).

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Howaldt, Jürgen (1996): Industriesoziologie und Organisationsberatung.
    Frankfurt: Campus