Studienbestand: 
Datenbank AIS Fallstudien
StudyID: 
s0124
Letze Aktualisierung der Studie: 
Di, 2015-10-20

Moderne Zeiten in der Automobilfabrik

Beteiligte Mitarbeiter
Dohse, Knuth
Dankbaar, Ben
Jürgens, Ulrich
Malsch, Thomas
Institutioneller Anbindung
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)
Gefördert durch
Projekt war Teil des MIT- Forschungsverbundes "Die Zukunft des Automobils"; Finanzielle Förderung von 1983- 1987 durch die DFG, Grundfinanzierung durch WZB
Studienlaufzeit
1982-1987
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

Im Fokus stehen Fragen der Arbeitsregulierung und deren Möglichkeiten für positiven Wandel: '1) Welche Anzeichen für eine Abkehr vom traditionellen tayloristisch- fordistischen Paradigma der Regulierung von Arbeit lassen sich feststellen? 2) Welche Unterschiede gibt es in dieser Hinsicht zwischen verschiedenen Länder, Unternehmen und Betrieben? Welche Bedingungen fördern bzw. hemmen Herausbildung neuer Formen der Arbeitsregulierung? 3) Gibt es zugkräftige Leitbilder neuer, nicht- tayloristischer und nicht- fordistischer Formen der Arbeitsregulierung?' (S. 3)

Ziel

Ziel war es nicht 'der Praxis unmittelbar verwertbare Rezepte in die Hand zu geben oder konkrete Maßnahmeprogramme zu evaluieren oder zu legitimieren' (Vorbemerkung), dagegen sollte eine 'kritische Bestandaufnahme und die vergleichende Darstellung der Triebkräfte, Leitbilder und Durchsetzungsformen eines Veränderungsprozesses, der offensichtlich zentrale Dimensionen der Zukunft der Arbeit, nicht nur in der Automobilindustrie, betrifft' (Vorbemerkung) dargestellt werden. Krise in der Industrie und der gewerkschaftlichen Interessenvertretung Anfang der 80er Jahre durch 'Kritik der Umwelt- und Konsumentenbewegung am Automobil und seinen gesellschaftlichen Folgen, Energiekrise, staatliche Regulierungen, wachsende japanische Konkurrenz' (S. 2).

Theoriebezug
Bezug auf tayloristisch-fordistisches Arbeitsmodell (S. 4ff.) und dessen Destabilisierung in der Automobilindustrie: 'integrierte Tätigkeitsbilder, Partizipationsangebote, Hierarchieabbau, Produktionsteams und breite Qualifizierungsprogramme' (S. 3).
Geografischer Bezug
Deutschland
Erhebungszeitraum
1982-1986
Informationen zur Datenerhebung
Es gibt ein Methodenkapitel: Kap. 14.: 1.) Beschäftigteninterviews mit Leitfäden und 'offene Gespräche' (S. 15) (Auswahl der spezifischen Gruppen S. 8ff); 2.) standardisierter Fragebogen für Betriebs- und Sozialdaten mit 45 Fragen in den Dimensionen Beschäftigung, Produktion, industrielle Beziehungen (S. 15); 3.) "zusätzliche Informationsquellen waren betriebliche Unterlagen und Statistiken" (S. 16); allgemeine Fragestellungen zu den drei Untersuchungsschwerpunkten wurden entsprechend den Konzern- und Betriebsgegebenheiten spezifiziert (genaue Darstellung siehe S. 16); Prinzip des "Most Similar Design" Przeworski/Teune 1970 und Methode des "gematchten Paarvergleichs" (S.8); "Varianzen werden im Sinne eines 'Mehrebenen- Ansatzes' in den Formen des Arbeitseinsatzes zwischen -unterschiedlichen Konzernen, -unterschiedlichen Länder, -Betrieben desselben Unternehmens im selben Land erfasst" (S. 11)
Fallzahlen
17 Montagewerke in 3 Unternehmen (siehe Darstellung S. 12)
Falldarstellung
231 Diagramme und Tabellen zeigen die erhobenen Befunde und allgemeine wirtschaftliche Konjunkturen; gelegentlich Zitate der Befragten; exemplarische Darstellungen von "Halle 54" (VW), "Saturn" (GM), General Motors und Ford; auf die Untersuchungskonzerne A,B,C wird immer wieder detailliert eingegangen und Vergleiche gebracht (v.a. Kap. 9);
Selbstdefinition
"Betriebsfallstudien" (S. 15)
Auswahl
Unternehmen der Automobilindustrie in den USA, Großbritannien und der BRD, da "sich nur hier die Möglichkeit bot, die Konzernebene mit der Länderebene in der Weise zu verknüpfen, dass wenigstens zwei unserer Untersuchungskonzerne in allen drei Ländern mit eigenen Produktionsbetrieben vertreten waren" (S. 12); Eine möglichst große Vergleichbarkeit der Betriebe hinsichtlich des gefertigten Produkts, der angewandten Technologien, der Betriebsgröße und -struktur wurde angestrebt (S. 13); Untersuchungen wurden auf drei "klassische" betriebliche Aufgabenfelder und die dort stattfindenden Veränderungen konzentriert: a) Arbeitseffizient und Leistungsregulierung, b) Fertigungsqualität und Qualitätssicherung, c) Maschinen-/Anlagennutzung und Instandhaltung (S. 8)
Überblick Methoden
Kap. 1.4 'Untersuchungsdesign und Vorgehensweise'. Dort wird v.a. die Auswahl der Methode des Paarvergleichs detailliert dargestellt (S. 9-11): Reflexion und Suche nach Verbesserungen in bereits durchgeführten deutschen und internationalen Studien mit der Methode des Paarvergleichs, z.B. Dore 1973, Lutz 1976, Gallie 1978 (S. 9f). 'Die Auswahl des Betriebssamples und die Anlage des Untersuchungsdesigns waren, wie oben dargestellt, strikt auf einen systematischen Vergleich zwischen Betrieben unterschiedlicher Länder- und Konzernzugehörigkeit abgestellt' (S. 16). Zudem werden das Sampling der Experten und die Interviews skizziert.
Auswertung
Nicht nur systematischer Quervergleich, sondern auch Vorher- Nachher-Vergleich aufgrund von neuen Maßnahmeprogrammen (S. 17); Methode des "cross-checking", um Aussagen der Managementexperten zu kontrollieren (S. 15); sonstige Auswertung für qualitative Daten ist unklar.
Ergebnisse
1.) Entwicklungstrends des betrieblichen Arbeitseinsatzes: 1. Formwandel von Kontrolle, 2. Strategie der Aufgabenintegration, 3. Automation und Facharbeit, 4. Abbau von Fließbandarbeit und Taktbindung, 5. Entwicklung von Humanressourcen; 2.) Einfluß der Konzernstrategien: entweder Humanressourcen oder Technikfaktoren als entscheidende Produktivitätsressource bestimmen die Regulierungsformen; 3.) Einfluß der nationalen Standortzugehörigkeit: ausschlaggebend sind hier die Institutionen und Regelungen der industriellen Beziehungen, sowie die von diesen geprägte Handlungsmuster und Politikorientierungen, dies führt zu drei unterschiedlichen länderspezifischen Rationalisierungstypen: USA = beteiligungsorientierte Rationalisierung, GB = tayloristischer Rationalisierungstyp, BRD = facharbeiterorientierte Rationalisierung, 4.) Leitbilder zukünftiger Orientierung: These einer deutschen Sonderentwicklung aufgrund von institutionellen Besonderheiten; ansonsten die Möglichkeit zweier Modelle: facharbeiterzentrierte Arbeitsregulierung (= 'deutsche Modell') und das 'japanische Modell' (siehe Ergebniskapitel 16, S. 354ff); insgesamt sehr ausführliche Darstellung und Aufarbeitung der Automobilindustrie. Interpretation: "Die Arbeitsreformen der achtziger Jahre lassen sich nicht als rein symbolische Politik oder gar Stimmungsmache des Management interpretieren, um die 'Akzeptanz' von Arbeitnehmern und Öffentlichkeit für Personalabbau, Einführung neuer Technologien und Umstrukturierungen der Branche sicherzustellen. Ebenso wenig aber kann von einer durchgreifenden Abkehr vom traditionellen tayloristisch- fordistischen Produktionsmodell die Rede sein. Wir können vielmehr einen unabgeschlossenen Entwicklungsprozeß beobachten, in welchem sich unterschiedliche Konfigurationen des tayloristisch- fordistischen Regulationsmodus und seiner Negationsform herausbilden" (S. 357f.).

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Jürgens, Ulrich (1989): Moderne Zeiten in der Automobilfabrik.
    Berlin, New York, Heidelberg: Springer-Verlag