Betriebsräte und Bürgerstatus

Projektleitung
Kotthoff, Hermann
Beteiligte Mitarbeiter
Mittler, Hans
Ochs, Peter
Reindl, Josef
Institutioneller Anbindung
ISO-Institut Saarbrücken
Gefördert durch
Durch die DFG unter dem Projekttitel „Kontinuität und Wandel betrieblicher Interessensvertretungsstrukturen gefördert; Folgestudie zu Kotthoff (1981)
Studienlaufzeit
1989-1992
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

Mein Kernthema ist daher nicht wie in der Erststudie der Strukturtypus der Partizipation und Interessenvertretung, sondern die Bewegung von einer Struktur zu einer anderen, bzw. dort, wo es keine Bewegung zwischen verschiedenen Strukturen gab, der Prozess der Beharrung. Es geht also um die genetisch-dynamische Betrachtung der Konstituierung von Partizipationsstrukturen im Betrieb (S. 14). Untersucht werden also die Wandlungsprozesse und die damit einhergehenden Konflikte, Anerkennungskämpfe und Lernprozesse (S. 6). In zweiter Linie geht es darum, ob und in welcher Weise sich die Partizipationsstrukturen selbst als Aggregate der Mikroebene, d.h. die Betriebrats-Typen der Erststudie, verändert haben, ob neue hinzugekommen, alte gestorben sind (S. 15). In dritter Linie geht es um Veränderungen in den Rahmenbedingungen der betrieblichen Interessenvertretung (...) (S. 15).

Ziel

Wesentliche Fragen konnten in der ersten Studie nicht beantwortet werden, wie z.B. die Ursache für Gleichzeitigkeit und das Nebeneinander unterschiedlicher Formen. Die Beantwortung dieser Fragen und die soziologische Analyse des Wandlungsprozesse unter Einbezug der Geschichte waren das Ziel der Studie.

Theoriebezug
'Statt sich schon beim Aufbruch fest an eine 'große' Theorie zu binden, erscheint es aussichtsreicher sich auf die Beobachtung des Gegenstandes von möglichst vielen Seiten zu konzentrieren, die Akteure im Feld, die schon mehr wissen, als der Forscher, zu Wort kommen zu lassen, und die 'Sache' zunächst einmal für sich sprechen zu lassen' (S. 21). Bei der Konzeptualisierung seiner Untersuchung, bezieht sich der Autor auf das 'Konzept der betrieblichen Sozialverfassung' von E. Hildebrandt, und grenzt sich gegen die 'betriebliche Handlungskonstellation' von Weltz/Lullies, die 'Mikropolitik' von Küpper/Ortmann, das 'Machstrategische Konzept' von Crozier/Friedberg und das 'Vertrauenskonzept' von Heisig/Littke ab. Weiterhin verwendet der Autor die Begriffe 'betriebliche' und 'außerbetriebliche Lebenswelt', die er selbst definiert. Außerdem setzt er sich mit der Kritik J. Bergmanns (1991) an neueren industriesoziologischen Konzepten auseinander. Die Veröffentlichung schließt ab mit einer übergreifenden Interpretation zur "Theorie und Geschichte der Mitbestimmung' (Klassenkonflikt, Bürgerstatus und betriebliche Sozialordnung), unter Bezugnahme z.B. auf Marshall und Giddens (Teil D).
Geografischer Bezug
Deutschland
Erhebungszeitraum
1989-1990
Informationen zur Datenerhebung
Alle noch existierenden Untersuchungsbetriebe der Erstuntersuchung werden ein zweites Mal untersucht: von 64 existieren noch 55; strukturierte Leitfadengespräche mit der Geschäftsleitung, mit dem Betriebsvorsitzenden und mit mind. Einem weiteren Betriebsratsmitglied, mit 3-6 Arbeitern in Betrieben mit mehr als 600 Beschäftigten mit einem Vertreter des unteren oder mittleren Produktionsmanagements; insgesamt wurden 345 betriebliche Interviews geführt; Betriebsrundgang in der Hälfte der Betriebe; Interviewlänge 2-3 Stunden, teils auch länger.
Fallzahlen
55 Betriebe
Falldarstellung
Die Betriebe werden nicht einzeln dargestellt, sondern erläuternd und beispielhaft in die Analyse einbezogen.
Selbstdefinition
"Konzentrierte Betriebsfallstudien" (S. 36), "detaillierte Konfliktfallstudien" (S. 6)
Auswahl
Südbadischer Raum im Dreieck Offenburg-Lörrach-Bodensee; 7 Betriebe aus der Metallbranche, 15 Betriebe aus der Chemiebranche, 6 aus der Bekleidungs-/Textilindustrie, 9 aus der Holzbranche, 10 aus der Druckbranche, 8 aus der Nahrungsindustrie; davon haben 24 eine mittelständische Eigentums- und Leistungsstruktur und 31 sind Managementbetriebe
Überblick Methoden
Es gibt ein Methodenkapitel (S. 33ff.): In diesem wird nicht die Auswahl der Forschungsstrategie Betriebsfallstudie, noch die Auswahl der einzelnen Erhebungsinstrumente begründet. Als Grundlage und Vorbereitung für die Durchführung der Interviews diente ein aus den Original-Interviews der ersten Studie erstelltes Betriebs-Dossier (S. 37). Zu Beginn des Projekts war eine zweiphasiges Untersuchungsdesign vorgesehen, zuerst eine Kurzrecherche und dann eine Intensivfallstudie. In der stellte sich dies aber als ungünstig heraus. Aus diesem Grund wurden komprimierte Betriebsfallstudien durchgeführt, also eine leicht reduzierte Intensiverhebung (S. 38). Wie schon bei der Erststudie baut der Autor auf eine phänomenologisch-handlungssoziologisch orientierte Methodologie auf.
Ergebnisse
Es gibt kein zusammenfassendes Ergebniskapitel. Es werden Wandel- sowie Kontinuitätsmuster der betrieblichen Interessenvertretungsstrukturen im Hinblick auf Betriebe mit ehemals defizienten oder vertretungswirksamen Interessenvertretungsstrukturen entwickelt. Weiterhin werden vier Betriebratstypen (weiter-)entwickelt. Im Anhang befindet sich eine tabellarische Übersicht über den Wandel und die Kontinuität der Interessenvertretung.

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Kotthoff, Hermann (1994): Betriebsräte und Bürgerstatus.
    München, Mering: Hampp