Studienbestand: 
Datenbank AIS Fallstudien
StudyID: 
s0160

Technik, Arbeitsorganisation und Arbeit

Projektleitung
Mickler, Otfried
Beteiligte Mitarbeiter
Neumann, Uwe
Dittrich, Eckhard
Titze, Hartmut
Gefördert durch
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Studienlaufzeit
Projektantrag 1969, Beginn des Projekts März 1970, Ende der Erhebungsarbeit Frühjahr 1972, Abgabe des Endberichts 1975
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

Inwieweit bestimmt die installierte Produktionstechnik bei hochautomatisierten Anlagen das Arbeitssystem? Wie werden bei automatisierten Anlagen die Mechanismen der technisch-organisatorischen Gestaltung durch die Verwertungsbedingungen und -strategien der Unternehmen geprägt? Gefragt wird darüber hinaus nach der Entstehung von Produktionstechnik und Arbeitsorganisation im kapitalistischen Innovationsprozess, nach dem Einfluss der betrieblichen Macht- und Interessenstruktur auf die Gestaltung der Arbeitsbedingungen und nach technischen und organisatorischen Alternativen, die Ansatzpunkte für die Umgestaltung der Arbeitsbedingungen im Interesse der Arbeiter bieten können.

Ziel

Genese von automatisierter Produktionstechnik und Bestimmung der sozioökonomischen Mechanismen von arbeitsrelevanten technischen Strukturen. Untersuchung des Zusammenhangs von Technik und Arbeitsorganisation. Aufzeigen von Gestaltungsalternativen für Produktionsarbeit; Analyse und Beschreibung von Automationsarbeit.

Theoriebezug
Konzept orientiert sich am Ansatz von Kern/ Schumann ?Industriearbeit und Arbeiterbewusstsein? (1970) und erweitert deren Ansatz um die sozioökonomische Genese von Produktionstechnik und Arbeitsorganisation in Unternehmen. Im Zusammenhang mit der historischen Rekonstruktion der Entwicklung von automatisierter Produktionstechnik werden Kategorien der Marxschen Akkumulationstheorie operationalisiert und für die soziologische Analyse genutzt. Für die Entwicklung der Kategorien der Arbeitsanalyse wird die arbeitspsychologische Theorie der Handlungsstrukturanalyse von Hacker (1973) zu Grunde gelegt.
Geografischer Bezug
Deutschland
Erhebungszeitraum
1970-1972
Informationen zur Datenerhebung
9 Anlagenbeschreibungen, 74 qualitative Arbeitsplatzbeschreibungen anhand von Leitfäden, 149 Expertengespräche mit Vertretern des unteren, mittleren und oberen Managements sowie des Betriebsrats; Auswertung von Betriebsmaterialien und der Branchenfachliteratur zur Entwicklung der Automatisierungstechnik und der ökonomischen Entwicklung; Gesprächs- und Beobachtungsleitfäden sind im Anhang dokumentiert.
Fallzahlen
4 Branchen mit insgesamt 9 Betrieben bzw. Anlagen; Zementindustrie 2 Anlagen, Mineralölindustrie 3 Anlagen, Elektrizitätsindustrie 3 Anlagen, 1 Anlage in Chem. Industrie
Falldarstellung
Die Fallauswertung erfolgte nach inhaltlichen Analyse- und Darstellungsschritten geordnet und jeweils intern nach Branchen gegliedert: historische sozioökonomische Entwicklung, technische Neuerungen und Arbeitsbedingungen, Vergleich der realisierten Produktionsanlagen, arbeitsorganisatorische Entwicklung und ihre Bedingungen, Arbeitssituation der Automationsarbeiter. Es gibt keine konkrete Falldarstellung auf Betriebsebene.
Selbstdefinition
Intensivfallstudien
Auswahl
hochautomatisierte Produktionsanlagen in typischen Prozessindustrien regional unspezifisch in Deutschland verteilt
Überblick Methoden
Ausführliche Beschreibung der Fallauswahl, die Fallstudienmethode wird aber nicht expliziert. Entwicklung der arbeitssoziologischen Kategorien wird detailliert dokumentiert.
Auswertung
Die Arbeitsplatzbeobachtungen wurden anhand von Beobachtungsskizzen nachträglich in ausführlichen qualitativen Beobachtungsprotokollen dokumentiert. Ähnlich wurden auch Anlagenbeschreibungen angefertigt. Die Expertengespräche wurden gleich im Anschluss an das Gespräch schriftlich fixiert, es wurden keine Tonbandaufnahmen gemacht. Es gibt keine Reflexion der Auswertungsmethoden im Forschungsbericht.
Ergebnisse
Es konnte mit historischen Branchenanalysen und mit Betriebsanalysen gezeigt werden, dass sich das Automatisierungsniveau und die arbeits-relevante Struktur der Prozessanlagen wesentlich durch die Prinzipien von Kapitalakkumulation (Ökonomie des konstanten Kapitals) und Kapitalverwertung erklären lassen; technikimmanente Sachzwänge waren dabei eher nebensächlich. So ergaben sich trotz hohen Automatisierungsniveaus erhebliche Mechanisierungslücken, die für die Beschäftigten gravierende Arbeitsfolgen hatten. Es zeigte sich ein klarer Zusammenhang zwischen den Anforderungen komplexer, kapitalintensiver Technik und notwendiger Flexibilität der Arbeitsorganisation. Anhand eines in der Studie entwickelten Kategoriensystems konnten die Formen von Automationsarbeit näher bestimmt und in ihren Dimensionen vermessen werden. So wurde auch bei Automationsarbeit eine Polarisierungstendenz festgestellt.

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Mickler, O.; Neumann, U.; Titze, H. (1971): Zum Verhältnis von technischem Wandel und Sozialverfassung.
    SOFI-Forschungsberichte, Göttingen.
  • Mickler, Otfried (1975): Technik, Arbeitsorganisation und Arbeit.
    Aspekte Verlag: Frankfurt