Studienbestand: 
Datenbank AIS Fallstudien
StudyID: 
s0168
Letze Aktualisierung der Studie: 
Do, 2015-10-22

Interpretative Organisations- und Mitbestimmungsforschung

Projektleitung
Osterloh, Margit
Institutioneller Anbindung
Universität Erlangen-Nürnberg, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Gefördert durch
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

Das Forschungsthema der Arbeit wird mit den drei Zielen begründet (siehe Erkenntnisziel), eine konkrete Fragestellung wird nicht genannt.

Ziel

'Das erkenntnisleitende Interesse der vorliegenden Arbeit, (...), ist ein dreifaches. Zum einen will sie einen inhaltlichen Beitrag zur empirischen Mitbestimmungsforschung leisten. Zum zweiten beabsichtigt sie, diesen inhaltlichen Beitrag mit einer methodologischen Reflexion über interpretative Sozialforschung zu verbinden. Zum dritten will sie aufzeigen, wie die methodologischen Überlegungen methodisch in der Forschungspraxis umgesetzt werden können' (V).

Theoriebezug
Der Stand der Forschung zur empirischen Mitbestimmungsforschung wird umfassend skizziert (Kap. B, S. 11-58), der theoretische Rahmen für derartige Forschung ebenfalls (Kap. C, S. 59-135). Dabei wird auf verschiedene Richtungen des interpretativen Paradigmas eingegangen und im Anschluss Folgen für die empirische Sozialforschung geschlossen, die konkret im Conceptas-Perceptas-Zyklus münden.
Geografischer Bezug
Deutschland
Erhebungszeitraum
Vorerhebung: 1981; Haupterhebung: Januar 1983 - März 1984
Informationen zur Datenerhebung
Vorerhebung: 16 Interviews. Haupterhebung: 65 Interviews: In jedem Unternehmen wurde je ein Mitglied der Unternehmensleitung und/oder der Betriebsratsvorsitzende bzw. Gesamtbetriebsratsvorsitzende befragt; Befragung mittels unstandardisierten, offenen, narrativen Interviews und durch Fragebögen, mit denen v.a. die Betriebsdaten erhoben wurden; Interviews wurden bis auf drei auf Tonband aufgenommen und unmittelbar danach ein Gedächtnisprotokoll erstellt; Gesprächsdauer ca. 2 Stunden; in fast allen Unternehmen wurde eine ausführliche Betriebsbesichtigung vorgenommen (S. 157ff.).
Fallzahlen
60 Einzelfallanalysen = 60 Interviews, in 30 deutschen Unternehmen
Falldarstellung
Die Auswahl der Unternehmen wird dargestellt, aber nicht die einzelnen Fälle (interviewten Personen). Häufige Zitate. Im Anhang befinden sich die Fragebögen für die Unternehmensleitung und den Betriebsrat.
Selbstdefinition
"Einzelfallanalysen" (S. 165) für jedes Interview
Auswahl
Branchen: Druckgewerbe, Metallindustrie, Chemische Industrie, Handel/Banken/Versicherungen, Montan-Bereich. Haupterhebung in 30 deutschen Unternehmen, die nach Größe, Branche und Rechtsform variieren (Darstellung der 30 Unternehmen in einem Diagramm auf S. 160).
Überblick Methoden
Das Methodenkapitel (S. 157-166) beschreibt die Wahl der Untersuchungseinheit ('theoretical sampling'), die Grundgesamtheit (Branchen und Betriebe) und den Zugang zu den Unternehmen, sowie die Erhebung und Auswertung. An anderen Stellen wird darüber hinaus mehrfach auf das interpretative Paradigma und dessen methodische und methodologische Konsequenzen hingewiesen.
Auswertung
Das Vorgehen bei der Auswertung der Interviews wird sehr genau dargestellt und begründet. Es erfolgte nach dem Modell des Conceptas-Perceptas-Zyklus: "Die Auswertung der Interpretationsmuster der Befragten ("Conceptas") erfolgt aus der Verstehensperspektive. Die Auswertung der beobachtbaren Dinge und Ereignisse ("Perceptas") wird unabhängig von den Begriffen und Deutungen der Befragten unter Rückgriff auf normierte, objektive Kategorien vorgenommen" (S. 8). Für jedes Interview wurde eine Einzelfallanalyse erstellt, dabei wurde in vier Schritten vorgegangen. Ausführliche Darstellung in einem eigenen Kapitel (S. 165ff).
Ergebnisse
Kap. D (S. 135-315) zeigt die empirische Analyse und deren Befunde. Es werden verschiedene Partizipationsmuster von Betriebsräten und Unternehmensleitungen eingeführt. In einem abschließenden Kapitel (S. 310-313) werden die Ergebnisse in 10 Thesen zusammengefasst. Dabei wird an das Conceptas-Perceptas-Modell rückgekoppelt. "Insgesamt zeigt die empirische Untersuchung, das auch im Bereich der Mitbestimmung zwischen "law in books" und "law in action" große Unterschiede bestehen. Die gesetzliche Spielräume werden von den Akteuren nicht nur in unterschiedlicher Weise genutzt, sondern auch oft genug überschritten. Gleichwohl wird aber auch deutlich, dass für eine voluntaristische Sicht wenig Anlaß besteht: der Grundsatz subjektiver Deutung sozialer Tatsachen findet seine Grenzen in der gesellschaftlich verbindlichen Definition der Lage" (S. 9).

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Osterloh, Margit (1993): Interpretative Organisations- und Mitbestimmungsforschung.
    Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag