Studienbestand: 
Datenbank AIS Fallstudien
StudyID: 
s0178
Letze Aktualisierung der Studie: 
Fr, 2015-10-23

Flexible Fertigung und Industriearbeit

Beteiligte Mitarbeiter
Schultz-Wild, Rainer
Asendorf, Inge
von Behr, Marhild
Köhler, Christoph
Lutz, Burkart
Nuber, Christoph
Institutioneller Anbindung
Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung München ISF
Gefördert durch
Begleitforschung, gefördert durch das BMFT
Studienlaufzeit
1977/78-1983
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

Betrachtet wird der Zusammenhang zwischen technisch-organisatorischen Innovationen und sozialen Voraussetzungen, Begleit- und Folgeerscheinungen. Das Augenmerk liegt sowohl auf quantitative Folgen, im Sinne einer möglichen Einsparung von Arbeitskraft oder best. Arbeitskräftegruppen im Rahmen technisch-organisatorischer Neuerung, als auch auf qualitativen Auswirkungen wie der Veränderung von Qualifikationsstrukturen (Dequalifizierung bzw. Polarisierung von Arbeitsplatzanforderungen oder Höherqualifizierung?) (S. 6f.).

Ziel

Generalisierung der Einzelfallbeobachtungen für größere Teile der metallverarbeitenden Industrie; Gestaltungsbeiträge im konkreten Betrieb ins. bzgl. personalwirtschaftlicher Komponenten der neuen Fertigungstechnik (keine unmittelbaren, fixierten Gestaltungsempfehlungen, aber "Sozialwissenschaftliche Arbeitsgespräche" in denen Analysen und Erkenntnisse aus den Recherchen den Entscheidungsträgern zur Diskussion gestellt werden).

Theoriebezug
Im Anschluss an die industriesoziologische Diskussion der 1970er Jahre Grundannahme einer nicht-deterministischen Beziehung zwischen Fertigungstechnik und Arbeitsorganisation und Qualifikationsstrukturen, hierbei v.a. Verweis auf Lutz. Kein eigenes theoretisches Kapitel o.ä. Aufbau eines flexiblen Fertigungssystems als komplexer Entscheidungs- und Gestaltungsprozess.
Geografischer Bezug
Deutschland
Informationen zur Datenerhebung
Keine exakten Angaben. "Hunderte von Kontakten und Gesprächen mit Produktionsarbeitern und Einrichtern, mit Meistern und Betriebsleitern, mit Technikern und Personalverantwortlichen, mit Sachbearbeitern und Führungskräften, mit Betriebsräten und Vorstandsmitgliedern" (iv). Im Anhang: Darlegung der vom Betrieb zur Verfügung gestellten verwendeten statistischen Daten: betriebliches Datenmaterial über den Produktionsprozess (dargestellt in der Bruttolohnabrechnung) und den Arbeitskräfteeinsatz (Personalstammdatensatz)
Fallzahlen
1 Fall als Begleitforschung
Falldarstellung
Begleitforschung - Fall daher in aller Ausführlichkeit dargestellt
Selbstdefinition
Studie als Begleitforschung konzipiert, als 'Fall' wird die Einführung des flexiblen Fertigungssystem im Untersuchungsbetrieb begriffen.
Auswahl
1 Maschinenbaubetrieb; Begleitforschung im Rahmen der vom Unternehmen beim BMFT beantragten Förderung des Innovationsvorhabens (Planung, Konstruktion und praktische Einführung eines flexiblen Fertigungssystems)
Überblick Methoden
Ein Methodenkapitel gibt es nicht, ausführliche Reflexion über besondere Bedingungen der Begleitforschung in einem Entwicklungsvorhaben und über die Verbindung beobachtender und gestaltender Aufgaben (beides Einleitung), sowie über die Problematik der Verwendung betrieblichen Datenmaterials (Anhang).
Auswertung
Angaben zur Datenauswertung nur bzgl. des betrieblichen Datenmaterials (s. Anhang): Aufbau und Auswertung der Datenbanken mit Hilfe des Zentralinstituts für Sozialwissenschaftliche Forschung an der Freien Universität Berlin. Ausführliche Darstellung S. 572ff. Keine Angaben zur Interviewauswertung, im Lauftext aber teils wörtliche Zitate.
Ergebnisse
Darstellung der aus sozialwissenschaftlicher Perspektive wichtigsten Ergebnisse in Kapitel F (ab S. 519): Das im untersuchten Betrieb realisierte Fertigungssystem wird als ein neuartiges Modell qualifizierter Produktionsarbeit gesehen, das im Hinblick auf Arbeitsorganisation, Arbeitsinhalt, Personaleinsatz und Qualifikationsanforderungen in einem scharfen Kontrast zu bis dato beherrschenden Tendenzen der Rationalisierung von Produktionsarbeit steht. Insgesamt bedeutet das im flexiblen Fertigungssystem realisierte Modell qualifizierter Produktionsarbeit einen starke Rücknahme von hierarchischer, fachlicher und funktionaler Arbeitsteilung (selbstständig agierende Fertigungseinheiten, Bündelung von Arbeitsaufgaben mit stark unterschiedlichem funktionalen und zeitlichen Bezug zum Fertigungsablauf, Gruppenarbeit, Personalstruktur mit gleichartig qualifizierten Arbeitskräften). Bezüglich personalwirtschaftlicher Bewältigung von fertigungstechnischen Innovationen generelles Prinzip der 'internen Bewältigung', d.h. möglichst kein Zurückgreifen auf den externen Arbeitsmarkt (Vermeidung von Entlassungen und Neueinstellungen durch Selektion und Qualifizierung der Arbeitskräfte). Die Autoren kommen zu keinem abschließenden Urteil über die Verbreitungschancen des Modells qualifizierter Produktionsarbeit, diese werden aber vor allem im Hinblick auf 3 Faktoren diskutiert: betriebspolitische Interessen, Implementationsprobleme und die strategische Funktion der Qualifizierung von Produktionsarbeitern

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Schultz-Wild, Rainer (1986): Flexible Fertigung und Industriearbeit.
    Frankfurt: Campus