Studienbestand: 
Datenbank AIS Fallstudien
StudyID: 
s0188
Letze Aktualisierung der Studie: 
Fr, 2015-10-23

Steuerung durch Zielvereinbarungen

Beteiligte Mitarbeiter
Tondorf, Karin
Bahnmüller, Reinhard
Klages, Helmut
Brenner, Raimund
Institutioneller Anbindung
Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer, Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung
Gefördert durch
Hans-Böckler-Stiftung
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

Wie wird das Reforminstrument der Zielvereinbarung in der Praxis angewendet? Welche Erfahrungen haben die Akteure mit der Einführung und Anwendung gemacht? Welches sind die fördernden, welches die hemmenden Faktoren? Welche Gestaltungsüberlegungen lassen sich aus den Untersuchungen ableiten? (S.35f.)

Ziel

Das Forschungsprojekt '(...) verfolgt das Ziel, die praktische Anwendung verschiedener Funktionstypen von Zielvereinbarungen mittels qualitativer Fallstudien näher zu untersuchen und dabei auftretende Hemmnisse und förderliche Aspekte zu identifizieren und zu analysieren' (S. 12). 'Es ging - auch in diesem Projekt - darum, Innovationen in der Verwaltung zu evaluieren und daraus Erkenntnisse mit dem Ziel abzuleiten, in Zukunft ein erfolgreicheres Veränderungshandeln zu ermöglichen', d.h. 'unterstützender Praxisbezug' (S. 10).

Theoriebezug
Das erste Kapitel des Buches bezieht sich auf Begriff und Gegenstand der Untersuchung. Hier erfolgt eine theoretische Einleitung zu Zielvereinbarungen, sowie das 'Neue Steuerungsmodell'. Bezug unter anderem auf Veröffentlichungen der 'kommunalen Gemeinschaftsstelle' (KGSt), auf den sog. 'Managementzyklus' (Damkowski/Precht 1995) und Klages (1995). Zu Erklärungen der Umsetzungsdefizite von zielorientierter Steuerung u.a. Rombach (1991), Schreyögg (1991) und Naschold (1995).
Geografischer Bezug
Deutschland
Erhebungszeitraum
1999-2001
Informationen zur Datenerhebung
Die Erhebungsmethoden (Fallstudien, Literatur- und Dokumentenanalyse) werden in einem eigenen Methodenkapitel dargestellt (S. 43f): Zu den Fallstudien zählten Einzel- oder Gruppeninterviews mit der oberen/mittleren Führungsebene und der Stäbe, der unteren Führungsebene, der Ebene der Mitarbeiter/innen, der Personalvertretungen, der Frauenbeauftragte und der (soweit beteiligt) Vertreter/innen von Gewerkschaften und externen Experten. Pro Fallstudie wurden etwa 10 Interviews von ca. 1,5 Stunden Dauer auf der Basis von Gesprächsleitfäden durchgeführt. Beteiligt waren insgesamt 160 Personen. Zusätzlich wurden Expertengespräche mit Experten im Bereich Beamtentum der Deutschen Postgewerkschaft durchgeführt. Auch Literatur- und Dokumentenanalysen wurden durchgeführt. Außerdem wurde ein Workshop mit dem Ziel der Datenreflexion und Erweiterung nach einem Jahr abgehalten.
Fallzahlen
9 Fallstudien: 3 Fallstudien zu jedem Zielvereinbarungs-Typ (siehe Auswahl S. 44). "Zusätzlich wurden Fallstudien miteinbezogen, die Raimund Brenner im Rahmen seiner Untersuchungen zu Mitarbeiter-Vorgesetzten-Gesprächen durchgeführt hat (vgl. Kapitel 4 in diesem Bericht)" (S. 45).
Falldarstellung
Zu jedem der drei Zielvereinbarungs-Typen, werden drei Fallstudien untersucht und im Fließtext durch beispielhafte Aussagen der Interviewten eingearbeitet. Die untersuchten Fälle werden auf den Seiten 44-52 vorgestellt. Ziel: "Bei der Darstellung der untersuchten Fälle kann und soll die Praxis nicht detailgenau nachgezeichnet werden - dies würde den Rahmen dieser Publikation sprengen. Vielmehr wird der Versuch unternommen, die Fälle unter analytischen Gesichtspunkten vergleichend zu diskutieren" (S. 12).
Selbstdefinition
"qualitative Fallstudien" (S. 12)
Auswahl
9 Verwaltungen, davon 8 öffentliche Verwaltungen und eine Krankenkasse (S. 44). "Die Auswahl dieser Verwaltungen orientierte sich an bereits veröffentlichten Erfahrungsberichten zur Anwendungspraxis von Zielvereinbarungen sowie an Kenntnissen von Vertretern/Vertreterinnen von Institutionen (...) über den Entwicklungsstand im kommunalen Bereich" (S. 44). Das Untersuchungsfeld wurde in drei Typen strukturiert: Typ 1: Zielvereinbarungen als Steuerungsinstrument der Gesamtverwaltung: dazu wurde ein Polizeipräsidium, eine Kommunalverwaltung und eine Kreisverwaltung untersucht; Typ 2: Zielvereinbarungen im Rahmen von Mitarbeiter- Vorgesetzten- Gesprächen: eine Landesverwaltung und zwei Kommunalverwaltungen wurden untersucht; Typ 3: Zielvereinbarungen mit Entgeltbezug: zwei Kommunalverwaltungen und eine Krankenkasse (S. 45). Siehe auch Abbildung S. 50.
Überblick Methoden
In einem Methodenkapitel werden die Erhebungsmethoden, sowie das Untersuchungsfeld auf knapp drei Seiten (S. 43ff) dargestellt. Dabei werden die einzelnen Erhebungsmethoden aber nicht begründet und es wird auch nicht explizit auf die Wahl der Fallstudie eingegangen. Dies geht konform mit dem Ziel ein Buch nicht in erster Linie für die 'scientific community' zu schreiben, sondern für Praktiker (S. 10).
Ergebnisse
Es gibt zwei abschließende Kapitel, in denen zum einen die Fallstudien unter verschiedenen Aspekten ausgewertet werden (Kap. 6, S. 193ff), zum anderen Gestaltungsüberlegungen angeführt werden (Kap. 7; 209ff). Ergebnisse sind, dass zum einen die Zielvereinbarung nicht längerfristig lebensfähig ist, wenn sich die Mitarbeiter als Verlierer dieses Projekts sehen. Ungünstige Rahmenbedingungen sind stetiger und starker Personalabbau und nicht konsequent vollzogene Reformschritte. Günstig dagegen waren in den meisten Fällen die betrieblichen und tariflichen Arbeitsbeziehungen. Kaum Management des gesamten Reformprozesses, meistens arbeiteten verschiedene Abteilungen unkoordiniert zusammen, was auch eine negative Auswirkung auf den gesamten Prozess hatte. Konzepte für Zielvereinbarungen hatten sowohl förderliche, als auch hinderliche Regelungsaspekte. Förderlich sind monetäre Anreize, Verpflichtungen des Arbeitgebers Arbeitnehmerbelange zu berücksichtigen. Auch die Auswahl der Ziele gestaltete sich in den meisten Projekte als schwierig. Erfolgreich war hier das Konzept der Gleichbehandlung der Beschäftigten. Die Konzeptumsetzung erwies sich als das, neben den Rahmenbedingungen, größte Problem der Zielvereinbarung. Hier ließen sich drei Hauptprobleme erkennen: Informationsproblem, organisatorisches Überleitungsproblem, Implementationsproblem. Gestaltungsüberlegungen werden zu folgenden Punkten gegeben: 1) Funktionsbestimmung von Zielvereinbarung, 2) Der Zeitpunkt der Einführung, 3) Koppelung der Zielvereinbarung mit Entgelt, 4) Planung und Steuerung, 5) Auswahl der Ziele, 6) Zielfindungsprozess, 7) Anforderung an Ziele, 8) Festlegung der Zielhöhe, 9) Gruppen- oder Einzelziele?, 10) Regulierung von Zielvereinbarungs- und Zielerreichungsgesprächen, 11) Vorgehen nach Feststellung der (Nicht-)Erreichung der Ziele.

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Tondorf, Karin (2002): Steuerung durch Zielvereinbarungen.
    Berlin: Edition Sigma