Studienbestand: 
Datenbank AIS Fallstudien
StudyID: 
s0057
Letze Aktualisierung der Studie: 
Mo, 2015-10-26

Neue Technologien und alternative Arbeitsgestaltung

Projektleitung
von Friedeburg, Ludwig
Beteiligte Mitarbeiter
Benz-Overhage, Karin
Brumlop, Eva
von Freyberg, Thomas
Papadimitriou, Zissis
Kündig, Bernhard
Thomae, Jutta
Institutioneller Anbindung
IfS Frankfurt
Gefördert durch
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

Ursachen, Bedingungen und Folgen des Einsatzes von Computertechnologie in der Produktion (und in den vor- und nachgelagerten Bereichen). Vier Schwerpunkte (S. 12f.): a) Analyse der ökonomischen Strukturprinzipien bei Reorganisation, b) Verhältnis von Technik und Arbeitsorganisation, c) Auswirkungen auf Arbeitsanforderungen, d) Anhaltspunkte für wirksame Humanisierungsstrategien. Als Forschungsgegenstand wird bestimmt: a) Interessen des Managements, b) Kooperation von Management und Betriebsrat, c) Arbeitsprozesse und Arbeitsplätze, d) Erwartungen der betroffenen Arbeitnehmer.

Ziel

Humanisierung der Arbeit: Bedingungen und Möglichkeiten menschengerechter Arbeitsgestaltung bei der Einführung von Computertechnologie in der Produktion. Folgerungen für die Interessenvertretung von Betriebsräten und Gewerkschaften sowie für die weitere Forschung (siehe Kap. VIII). Ziel: 'eine problemorientierte Studie', 'die den Zusammenhang von ökonomischen Strukturprinzipien, dem Einsatz fortgeschrittener Technologie mit Entwicklungstendenzen der industriellen Arbeit begrifflich-theoretisch und empirisch erhellen sollte, um vor diesem Hintergrund die Diskussion der sechziger Jahre über Voraussetzungen und Realisierungschancen von alternativen Formen der Arbeitsgestaltung neu aufgreifen zu können' (S. 14).

Theoriebezug
Im Anschluss an die Studie 'Computer und Arbeitsprozeß' (Brandt u.a. 1978) ) werden als empirisch-analytischer Interpretationsrahmen Sohn-Rethels Überlegungen 'zum Verhältnis von Zeit- und Produktionsökonomie einerseits und Wert- bzw. Marktökonomie andererseits' (S. 23) gewählt (Kap. II). Zentrale Annahme: 'Rationalisierungsstrategien der industriellen Produktion sind demnach vorrangig durch die Notwendigkeit bestimmt, markt- und produktionsökonomische Erfordernisse auszubalancieren und aufeinander abzustimmen' (S. 26). Untersucht werden die Thesen, dass der Computereinsatz diese Abstimmung in neuer Form erfordert und ermöglicht, und dass dabei eine neue, besonders flexibilisierte Stufe zeitökonomischer Produktionsgestaltung erreicht wird (S. 38). Als Folgen werden (analog zu Brandt u.a. 1978) erwartet: intensivierte Vergesellschaftung, Abstraktifizierung und Verdrängung menschlicher Arbeit (S. 46ff.).
Geografischer Bezug
Deutschland
Erhebungszeitraum
1978-1981
Informationen zur Datenerhebung
Auflistung im Anhang (A-1 bis A-2), sonst keine systematische Darstellung des Erhebungsverfahrens (nur kurze Erläuterungen innerhalb der Fallstudien): 1.) Insgesamt 84 mehrstündige Expertengespräche mit dem Management, 2.) 15 mehrstündige Expertengespräche mit Interessenvertretern, 3.) 28 Arbeitsprozessanalysen (mit Beobachtungs- und Gesprächsleitfaden) und 111 Arbeitsplatzbeobachtungen (mit Beobachtungsleitfaden), 4.) 141 Interviews (standardisierter Fragebogen) mit Arbeitnehmern, 5.) 14 Gruppengespräche (mit vorgegebenen Diskussionspunkten), 6.) Zusätzliche Informationen aus der Teilnahme an Betriebsversammlungen, Vertrauensleutesitzungen, Seminaren der Interessenvertretung, ca. 60 informellen Expertengesprächen und ca. 20 Gesprächen mit Gewerkschaftsvertretern, 7.) Dokumentenanalyse betrieblicher und überbetrieblicher Unterlagen; Gesprächsleitfäden und Fragebögen sind im Anhang dokumentiert.
Fallzahlen
3 Branchen als Fallstudien mit insgesamt 6 Untersuchungsfällen = Betriebe: Elektrotechnische Industrie (2 Werke), Maschinenbau (3 Werke), Automobilindustrie (1 Werk)
Falldarstellung
Die Ergebnisdarstellung ist nach den drei Branchen gegliedert. Im mittleren Teil (B) werden jeweils die Befunde aus den untersuchten Werken dargestellt, teils getrennt für die Werke, teils in zusammenfassender Darstellung. Diese materialreichen Darstellungen sind sehr umfangreich (jeweils ca. 100 Seiten).
Selbstdefinition
Die drei untersuchten Branchen werden als "Fallstudien" charakterisiert, die einzelnen Werke als "Untersuchungsfälle". Ansonsten wird auf die Fallstudie als Forschungsverfahren nicht eingegangen.
Auswahl
Elektrotechnische Industrie, Maschinenbau, Automobilindustrie
Überblick Methoden
Ein Methodenkapitel gibt es nicht; Kap. IV 'Untersuchungskonzept' liefert eine detailliertere inhaltliche Aufbereitung der Fragestellung. Die Vorgehensweise wird im einzelnen nicht begründet und nicht reflektiert. In der Einleitung wird nur prinzipiell festgestellt: 'Die Besonderheit und Kompliziertheit der einzelnen Umstellungsfälle erforderten eine flexible Handhabung verschiedener Erhebungsinstrumente. Es wurde vor allem Wert darauf gelegt, die einzelnen Untersuchungsschritte den spezifischen Gegebenheiten und Anforderungen der Umstellungsfälle anzupassen' (S. 13). Warum das in einzelnen Fällen auf unterschiedliche Weise geschieht, wird auch in den Falldarstellungen kaum ausgeführt. Erhebungs- und Auswertungsprobleme werden nicht thematisiert.
Auswertung
Keine systematischen Angaben zu den Auswertungsverfahren oder zur Verbindung der unterschiedlichen Datenarten; keine Information, in welcher Form die Daten vorliegen und aufbereitet werden; aus der Art der Darstellung der vielen Zitate ist auf vollständige Transkripte aller Gespräche zu schließen.
Ergebnisse
Die Ergebnisse richten sich im Schwerpunkt (siehe Kap. VIII) auf: 1.) Verlaufsformen der neuen Automatisierungswelle, 2.) die Identifikation von vier Typen neuer Automationsarbeit und 3.) die Möglichkeit alternativer Formen der Arbeitsgestaltung. Die einzelnen Fallstudien und der gesamte Bericht enthalten zusammenfassende Kapitel, in denen ein Rückbezug auf die aus der Theorie entwickelten zentralen Untersuchungsdimensionen erfolgt. Die Theorie selbst wird dabei kaum mehr aufgegriffen. Eine Weiterentwicklung des Theorieansatzes ist nicht zu erkennen. Im Vordergrund stehen die Fragen nach der Varianz der Automatisierungsprozesse, ihrer Folgen und den Gestaltungsmöglichkeiten. Die Studie plädiert für "in inhaltlicher wie zeitlicher Hinsicht erweiterte Humanisierungskonzeptionen" (S. 589) in Richtung einer "planenden und projektierenden Arbeitsgestaltung" (S. 590).

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Benz-Overhage, Karin (1982): Neue Technologien und alternative Arbeitsgestaltung.
    Frankfurt: Campus