Studienbestand: 
Datenbank AIS Fallstudien
StudyID: 
s0062
Letze Aktualisierung der Studie: 
Mo, 2015-10-26

Neue Techniken - neue Arbeitspolitik?

Beteiligte Mitarbeiter
Schwarz, Michael
Birke, Martin
Institutioneller Anbindung
Institut zur Erforschung sozialer Chancen (ISO) Köln
Studienlaufzeit
Beginn 1985
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

Gibt es Ansätze zur Innovation der Interessenvertretung im Hinblick auf eine stärkere Einflußnahme auf die Gestaltung von Arbeit und Technik im Interesse der Arbeitnehmer? Wovon hängt sie im einzelnen ab? Wie lässt sie sich realisieren? Welche innerbetrieblichen Handlungskonstellationen spielen dabei eine Rolle? Wie sind diese in arbeitpolitischen Hinsicht einzuschätzen? (S. 5) Arbeitshypothesen auf S. 20-22.

Ziel

'Dementsprechend geht es hier vor allem um eine detaillierte Analyse des Handelns, der Handlungsmöglichkeiten, der Um- bzw. Neuorientierungsprobleme, der Binnen- und Infrastruktur sowie der Kontextbedingungen betrieblicher Interessenvertretung' (S. 20).

Theoriebezug
Untersuchung vor dem Hintergrund neuer Techniken und veränderter Rationalisierungsstrategien und einer konstatierten 'Krise der Gewerkschaftspolitik' (S. 13). 'In theoretischer Hinsicht versuchen wir der Fragestellung und dem Gegenstand des Projekts durch eine Verknüpfung des ISO- Betriebsansatzes mit Elementen der strategischen Organisationsanalyse von Crozier und Friedberg und des am WZB entwickelten Forschungskonzepts Arbeitspolitik gerecht zu werden' (S. 23). Siehe dazu auch ausführlich Kap. 2.
Geografischer Bezug
Deutschland
Informationen zur Datenerhebung
1.) 10 unstandardisierte Intensivinterviews mit Betriebsratsmitgliedern, weitere kürzere Gespräche und Recherche (S. 56); 2.) Teilnahme an Sitzungen der betrieblichen Technologie-Arbeitskreise und ergänzende Einzel- und Gruppengespräche mit deren Teilnehmern; Einzelinterviews und/oder Gruppendiskussionen mit Beschäftigten; teilweise nur realisierte Gespräche mit Vertretern des betrieblichen Managements (S. 27); 3.) Sichtung und Auswertung betrieblicher Materialien (S. 27); 4.) Zur Diskussion der Untersuchungsergebnisse wurde ein Workshop mit Betriebsräten aus allen Unternehmen abgehalten (S. 57).
Fallzahlen
3 Fallstudien in 3 Untersuchungsbetrieben (2 Metallindustrie, 1 Druckerei)
Falldarstellung
Die Fallstudien der Metallindustrie (Betrieb A und B) und die der Druckindustrie werden in zwei einzelnen Kapitel aufbereitet. Dabei gibt es Unterschiede in Inhalt und Darstellung: "Während in der Druckereifallstudie (Kapitel 4.) der Versuch unternommen wird, die untersuchungsleitende Fragestellung durch systematische Analyse von Prozeß und chronologischem Verlauf eines eingrenzbaren Ansatzes zur Innovation der betrieblichen Interessenvertretung in Form einer betrieblichen Mitbestimmungsinitiative näher zu bringen, stützen sich die beiden betrieblichen Fallstudien im Untersuchungsbereich Metallindustrie (Kapitel 3.) auf thematisch und von Gegenstand her breiter angelegte und in Entwicklung befindliche, unterschiedlich verlaufende Innovationsprozesse betrieblicher Interessenvertretung" (S. 31). Demnach erfolgt die jeweilige Fallrekonstruktion nach jeweils verschiedenen aus der Theorie hergeleiteten Gesichtspunkten. Zu Beginn der Kapitel werden dabei die Betriebe vorgestellt (S. 52ff., S. 144ff.). Vor allem in Kapitel 3 werden immer wieder Zitate verwendet.
Selbstdefinition
"Fallstudie" (S. 23), diese sind qualitativ und prozeßorientiert (ebd.)
Auswahl
Metallindustrie: Maschinenbaubetrieb mit ca. 700 Angestellten (Betrieb A) und ein Großanlagenherstellerbetrieb mit ca. 2000 beschäftigten (Betrieb B), Tiefdruckerei mit ca. 400 Beschäftigten, Banken und öffentlicher Dienst. "Ausschlaggebend für die Wahl der genannten Untersuchungsbereiche war, daß die entsprechenden Einzelgewerkschaften (IG Metall, IG Druck und Papiere, HBV und ÖTV), wenn auch in unterschiedlicher Weise, eine verhältnismäßig weitgehende Aufgeschlossenheit der Thematik Gestaltung von Arbeit und Technik gegenüber erkennen lassen" (S. 24). Weitere Auswahlkriterien: Organisationsgrad relativ hoch; relativ "starken" Betriebsrat und gut funktionierenden Vertrauensleutekörper; aktuelle größere technische Veränderungen; betriebliche Interessenvertretung soll versucht haben, auf die Einführung der neuen Techniken relativ weitgehend Einfluß zu nehmen; größerer Mittelbetrieb. (S. 24f)
Überblick Methoden
Anlage und Methode der Untersuchung werden in einem eigenen Kapitel beschrieben (S. 23ff.): 'Die hier dem Untersuchungsziel entsprechend im Vordergrund stehende Analyse von Feinstrukturen betrieblichen Handelns ist am ehesten mit qualitativen Methoden in prozeßorientierten Fallstudien zu erreichen' (S. 23). 'Ein wichtiger Bestandteil des methodischen Vorgehens ist die systematisch in die Forschungskommunikation eingebaute Rückkopplung von Vermutungen, Hypothesen und ersten sich abzeichnenden Forschungsergebnissen' (S. 28). Reflektion über Forschungsmethode und Rolle des Sozialwissenschaftlers, über Verhältnis von Wissenschaft und Praxis, dabei Bezug auf Lutz, Schultz-Wild (1986), Fricke (1985), Brandt (1978), Beck (1982). Weiter gibt es ein Kapitel zur 'Materialbasis und empirischer Vorgehensweise' (3.1, S. 52-57). Hier wird der Feldzugang reflektiert und die Betriebe vorgestellt.
Auswertung
Alle Gespräche wurden auf Tonband aufgenommen, transkribiert und zum Teil themenzentriert strukturiert und zusammengefasst (S. 58).
Ergebnisse
Das Buch ist folgendermaßen gegliedert: Theorie (Kap. 2), Empirie (Kap. 3 und 4), Diskussion und Weiterentwicklung der Theorie vor dem Hintergrund der Empirie (Kap. 5), Gestaltungsmöglichkeiten (Kap. 6). "Innerbetriebliche Handlungskonstellation" wird als zentraler Aspekt der Interessenpolitik identifiziert und interpretiert (Kap. 5). In Kap. 6 werden auf Grundlage der empirischen Ergebnisse resümierende Schlussfolgerungen und interessenvertretungspolitische Neuansätze zusammenfassend identifiziert. Dabei wird eingegangen auf: die Anlässe und Bedingungen interessenvertretungspolitischer Neuansätze, die grundlegende Umstrukturierung der Betriebe, die Grenzen der herkömmlichen Interessenvertretungspolitik, die gewerkschaftlichen Diskussionen, die arbeitspolitische Bedeutung einzelner Akteure, die Partizipationsinteressen wissenschaftlich- technischen Angestellten und Facharbeitern, die Nutzung gewerkschaftlicher Beratungsleistung, Perspektiven möglicher arbeitspolitischen Innovationen im Betrieb, Interessenabstimmung und Interessenrepräsentation, Qualifizierung und Kompetenzbildung, innerbetriebliche Kommunikation und autonome Partizipation, "Institutionelle Gesamtverhandlung" und "Hilfe zur Selbsthilfe".

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Schwarz, Michael (1989): Neue Techniken - neue Arbeitspolitik?.
    Frankfurt: Campus