Studienbestand: 
Datenbank AIS Fallstudien
StudyID: 
s0067

Verbesserung von Arbeitsbedingungen und Arbeitsmarktpolitik

Projektleitung
Böhle, Fritz
Beteiligte Mitarbeiter
Deiß, Manfred
Döhl, Volker
Sauer, Dieter
Institutioneller Anbindung
Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung München ISF
Gefördert durch
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

Die Grundfrage lautet: Werden Anlass und Durchführung betrieblicher Maßnahmen zur 'Humanisierung der Arbeit' durch Sozial- und Arbeitsmarktpolitik beeinflusst? Und in welcher Weise geschieht dies? 'Im Mittelpunkt der hier vorgelegten Veröffentlichungen steht dabei die Frage nach dem Einfluß arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen zur Bewältigung der seit Anfang der 70er Jahre anhaltenden Arbeitslosigkeit' (S. 13). 'Es wird gezeigt, wie Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und die Arbeitspolitik betriebliche Aktivitäten zur Humanisierung der Arbeit beeinflussen' (S. 9).

Ziel

Untersuchungsziel war die Identifizierung humanisierungsrelevanter öffentlicher Maßnahmen (S. 13). Dabei sollen auch Ansatzpunkte zur bewussten Beeinflussung der betrieblichen Gestaltung von Arbeitsbedingungen im Rahmen der Arbeitsmarktpolitik gegeben werden (S. 13f.). 'Wesentliches Anliegen dieser Untersuchung ist es, in den einzelnen Fällen exemplarisch relativ komplexe Strukturzusammenhänge zwischen öffentlichen Maßnahmen und betrieblichen Aktivitäten zu erfassen, die auf dem Hintergrund theoretischer Annahmen generelle Aussagen ermöglichen' (S. 15).

Theoriebezug
Der Ansatz der Untersuchung basiert im wesentlichen auf sechs Ausgangspunkten: die Abgrenzung betrieblicher Humanisierungsmaßnahmen gegenüber anderen betrieblichen Aktivitäten, Humanisierungsmaßnahmen als Reaktion auf betriebliche Probleme, dem Zusammenhang zwischen betrieblichen Problemen und öffentlichen Maßnahmen, den betrieblichen Strategien und den Strukturen öffentlicher Maßnahmen. Dabei sind insbesondere drei Zusammenhänge von Bedeutung: Öffentliche Maßnahmen werden für den Betrieb relevant in Zusammenhang mit Problemen, sie sind Bezugspunkt für betriebliche Problemlösungsstrategien und unterscheiden sich wesentlich in ihrer institutinellen Struktur (S. 15ff.). 'Eine ausführliche Darstellung der theoretischen Annahmen, die in der Untersuchung entwickelt wurden und die in der Interpretation der empirischen Befunde eingegangen sind, findet sich in Deiß u.a. 1980, Teil 2; eine gesonderte Veröffentlichung der theoretischen Grundlagen ist geplant' (S. 91).
Geografischer Bezug
Deutschland
Erhebungszeitraum
Mitte 1977 - Ende 1979
Informationen zur Datenerhebung
Das methodische Vorgehen und die Durchführung der empirischen Erhebungen werden ausführlicher dargestellt in Deiß u.a. 1980. Im Buch beschrieben wird die "Eingrenzung des Untersuchungsbereiches und Projektauswahl" (S. 20). In einem Kapitel zum "Charakter der Untersuchung" (S. 23f.) wird die Methodenwahl und Forschungsperspektive begründet, jedoch ohne detaillierte Angaben zur Erhebung.
Fallzahlen
Fälle = Projekte betrieblicher Humanisierungsmaßnahmen
Falldarstellung
Es wird je einzeln für die Gießereien und den Bergbau auf den Einfluß von Rekrutierungsproblemen auf Anlass und Durchführung betrieblicher Aktivitäten zur Veränderung von Arbeitsbedingungen eingegangen (S. 55ff.).
Selbstdefinition
"Fallanalyse" (S. 23): "Im Mittelpunkt standen qualifizierte Fallanalysen in Betrieben und Expertengespräche in öffentlichen Institutionen" (S. 23).
Auswahl
Projekte betrieblicher Humanisierungsmaßnahmen in den Industriebereichen Bergbau und Gießerei. Bergbau (Ruhrkohle AG): Maßnahmen zum Abbau von Klimabelastungen, von Staubbelastungen, von Lärmbelastungen, von Unfallgefahren und Maßnahmen, die sich auf den Abbau von mehreren Belastungsarten richten. Gießerei: Maßnahmen zum Belastungsabbau an Arbeitsplätzen im Prozeß der Gußnachbehandlung.
Überblick Methoden
Es gibt ein Methodenkapitel (S. 11ff.). Das Projekt wird als ein 'Projekt der Grundlagenforschung' (S. 23) gesehen mit einer 'Offene Untersuchungsperspektive' (S. 13) Begründung der Verwendung von Fallstudien: 'Diese fallbezogenen Vorgehensweise ist im Hinblick auf den Forschungsgegenstand, die Analyse von Wirkungszusammenhängen, zwingend vorgegeben, da statistisch repräsentative Methoden vom Forschungsaufwand her nicht zu bewältigen sind und eine strikte weitergehende Eingrenzung des Untersuchungsbereichs dem komplexen Forschungsgegenstand nicht mehr gerecht wird' (S. 15). 'Die komplexen Zusammenhänge und die Art des Untersuchungsgegenstandes machten es erforderlich, bei unseren Erhebungen, ihrer Auswertung und Darstellung nicht primär detaillierte und möglichst empirische Daten und Belege zusammenzutragen und zu sichern, sondern vor allem eine problemorientierte Exploration und theoretisch-analytisch begründete Interpretation der vorgefundenen empirischen Zusammenhänge anzustreben' (S. 23f.). 'Unsere empirischen Befunde sind nicht ohne weiteres auf andere Betriebe und Branchen übertragbar und generalisierbar, soweit hiermit statistische Repräsentativität gemeint ist. Sie zeigen aber Problemkonstellationen und Wirkungszusammenhänge, die unter bestimmten Bedingungen als typisch angesehen werden können (...). Ferner lassen sich auf der Grundalge unserer Untersuchen generelle Aussagen treffen (...)' (S. 23).
Ergebnisse
Es gibt kein zusammenfassendes Ergebniskapitel. Im letzten Kapitel werden Folgerungen für die Arbeitsmarktpolitik gezogen (S. 81ff.). Zum einen werden Ursachen der Rekrutierungsproblematik im Bergbau und in Gießereien auch den betrieblichen Arbeitsbedingungen und -anforderungen zugeschrieben. Dann werden die Rückwirkungen der betrieblichen Humanisierungsmaßnahmen auf den Arbeitsmarkt in zwei Teilen beschrieben. Zuletzt werden drei Folgerungen aus der Untersuchung für die Arbeitsmarktpolitik herausgestellt: 1.) aus den Befunden ergeben sich Hinweise darauf, dass die Arbeitsmarktpolitik gezielt auf eine Humanisierung der Arbeit einwirken kann; 2.) grundsätzlich können arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, die sich auf das Arbeitskräfteangebot richten, betriebliche Maßnahmen zur Humanisierung nur indirekt beeinflussen; 3.) Durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, die es den Betrieben erleichtern, Arbeitskräfte für belastende und restriktive Tätigkeiten zu rekrutieren, können aber auch Bestrebungen zur Humanisierung der Arbeit beeinträchtigt werden.

Datensätze / Materialien