Studienbestand: 
Datenbank AIS Fallstudien
StudyID: 
s0071
Letze Aktualisierung der Studie: 
Di, 2015-10-13

Betriebliches Interessenhandeln

Beteiligte Mitarbeiter
Bosch, Aida;
Ellguth, Peter
Schmidt, Rudi
Trinczek, Rainer
Institutioneller Anbindung
Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Soziologie
Gefördert durch
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

Schwerpunkt: 'typische, unterschiedlich konfigurierte prozedurale Arrangements zwischen Management und Betriebsräten' (S. 15). Forschungsfragen und Themenschwerpunkte detailliert auf S. 36f.: Wie und in welchem Maße werden Interessenauseinandersetzungen zwischen Betriebsparteien strukturiert und reguliert?

Ziel

Untersuchung vor dem Hintergrund sich (seit den 1990er Jahren) verändernder Interessenaushandlung in den Industriebetrieben: Stabile Handlungsparameter lösen sich auf (S. 245). Erweiterung der Kenntnisse über Feinregulierung von Arbeitsbeziehungen; in erster Linie geschieht die Aufarbeitung vermutlich für die Industrial Relations Forschung, darüber hinaus auch für Praktiker (Management und v.a. Betriebsrat).

Theoriebezug
Verbindung von struktur- und interaktionstheoretischen Konzepten. Anknüpfung an Forschung zu Industriellen Beziehungen. Zusätzlich eigene theoretische Überlegungen zur 'politischen Kultur der innerbetrieblichen Austauschbeziehungen' (S. 28). Kern ist ein interaktionstheoretischer Ansatz, betriebspolitische Fragen werden grundsätzlich im strukturellen Kontext des Kapital-Arbeit-Verhältnisses verortet. Annahme: es gibt jeweils verschiedene betriebsspezifische Organisations- und Verhandlungskulturen mit einem Nebeneinander von Machtbeziehungen und Konsens- bzw. Verständigungshandeln auf der Basis individueller und kollektiver Interessen (S. 28ff.). Die Autoren heben jedoch hervor, dass das Projekt kein theoretisch-orientiertes sei, Ziel war stattdessen 'systematische Deskription' (S. 9).
Geografischer Bezug
Deutschland
Erhebungszeitraum
1990-1991
Informationen zur Datenerhebung
Die methodische Durchführung wird an mehreren Stellen im Buch dargestellt und auch sehr transparent gemacht (z.B. Auswahl der Betriebe, der Regionen, der Beschäftigten, Auswertungsmethodik). Dazu dienen v.a. die Kapitel I.3 (Methodisches Vorgehen und Untersuchungsbetriebe), I.4 (Anlage und Durchführung der Interviews), I.5 (Aufbereitung und Auswertung des Datenmaterials) und I.6 (Konstruktion der Typologie). Explizit begründet, weshalb mit Fallstudien gearbeitet wird, wird aber m.E. nicht. Allerdings wird mehrfach die qualitative Ausrichtung des Untersuchungsdesigns begründet: Ziel sei generell "qualitative Repräsentanz", d.h. Aussagen über die Interaktionsmuster und deren Vielfalt und deren Strukturiertheit, nicht aber über deren quantitative Verteilung (S. 53).
Fallzahlen
26 Betriebe mit Kurzrecherchen, 6 Intensivfallstudien (d.h. 32 mittlere und große Betriebe) in der Metallindustrie (S. 38ff.)
Falldarstellung
Explizit werden 2 von den 6 geführten Intensivfallstudien dargestellt (auf fast 100 Seiten), inklusive der betrieblichen Charakteristika, der Orientierungen seitens Management und Betriebsrat und deren Interaktionsbeziehungen. Die anderen Fallstudien fließen vornehmlich in die Typologie der verschiedenen Interaktionsmuster mit ein. Dort werden sie v.a. durch (häufige) Zitate aus Interviews oder ganzen Sequenzen verdeutlicht.
Selbstdefinition
"Kurzrecherchen": 2-3 Interviews mit Vertretern der Geschäftsleitung und mit dem Betriebsrat (gewöhnlich mit dem Vorsitzenden und auf der anderen Seite mit dem Geschäftsführer, bzw. Personalchef). "Intensivfallstudien": 6-8 Interviews mit verschiedenen Managementvertretern und Betriebsräten (S. 40)
Auswahl
Metallindustrie (in der Mehrzahl Elektroindustrie und Maschinenbau, daneben verschiedene Sparten, wie Gießerei und Spielwarenfertigung) in zwei kontrastierenden Regionen, nämlich Ballungszentrum Nürnberg-Fürth-Erlangen und eher ländlich geprägtes Gebiet Nordbayern (S. 38ff.)
Überblick Methoden
Die methodische Durchführung wird an mehreren Stellen im Buch dargestellt und auch sehr transparent gemacht (z.B. Auswahl der Betriebe, der Regionen, der Beschäftigten, Auswertungsmethodik). Dazu dienen v.a. die Kapitel I.3 (Methodisches Vorgehen und Untersuchungsbetriebe), I.4 (Anlage und Durchführung der Interviews), I.5 (Aufbereitung und Auswertung des Datenmaterials) und I.6 (Konstruktion der Typologie). Explizit begründet, weshalb mit Fallstudien gearbeitet wird, wird aber m.E. nicht. Allerdings wird mehrfach die qualitative Ausrichtung des Untersuchungsdesigns begründet: Ziel sei generell 'qualitative Repräsentanz', d.h. Aussagen über die Interaktionsmuster und deren Vielfalt und deren Strukturiertheit, nicht aber über deren quantitative Verteilung (S. 53).
Auswertung
Interviews wurden zunächst in der chronologischen Reihenfolge der Leitfäden aufbereitet. Dann thematisch gegliedert, mit dem Ziel Längs- und Querschnitts-Auswertungen zu ermöglichen. Verdichtung der Transkriptionen auf wesentliche Passagen. Nächster Schritt: Erstellung von "Betriebsprofilen" durch alle in einem Betrieb geführten Interviews. Zusammenfassung aller wesentlichen Informationen auf 6-8 Seiten, zur Orientierungshilfe bei der querdimensionalen Auswertung. Für die 6 Fallstudienbetriebe wurden zusätzlich aufeinanderbezogene Längsschnittanalysen durch Interviews geführt. Diese Analysen wurden zu betrieblichen Falldarstellungen verdichtet. Konstruktion von Typen (S. 44ff.).
Ergebnisse
Es werden 5 Dimensionen herausgearbeitet, die Interaktionsmuster zwischen Management und Betriebsrat typischerweise prägen: a) Interessendefinition und Wahrnehmung der betrieblichen Interessenkonstellation, b) strukturierender Interaktionsmodus, c) Machtmittel, d) Rolle der Belegschaft, e) die Beziehung zu Verbänden. Diese Dimensionen sind weder rein analytisch noch rein empirisch - sie stellen Relevanzsetzungen der Befragten in einem qua Leitfaden vorstrukturierten Themenfeld dar (S. 44ff.). Anhand dieser Dimensionen, wird die Typologie der Interaktionsmuster erstellt: 1) Konfliktorisches Muster, 2) Interessenbezogene Kooperation, 3) Integrationsorientierte Kooperation, 4) Harmonischer Betriebspakt, 5) Patriarchalische Betriebsfamilie, 6) Autoritär-hegemoniales Regime (S. 53ff.).Die Interpretation der Befunde fließt jeweils in die Beschreibung der Typen mit ein. Ein zusammenfassendes Theoriekapitel gibt es nicht. Daher wird die zu Beginn aufbereitete Theorie in unterschiedlichem Maße wieder aufgegriffen.

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Bosch, A (1997): Vom Interessenkonflikt zur Kultur der Rationalität?.
    München, Mering: Hampp.
  • Trinczek, R (1993): Management und betriebliche Mitbestimmung.
    Habil-Schrift. Erlangen.
  • Artus, Ingrid (2001): Betriebliches Interessenhandeln.
    Opladen: Leske und Budrich