Studienbestand: 
Datenbank AIS Fallstudien
StudyID: 
s0074

Computer und Arbeitsprozeß

Projektleitung
Brandt, Gerhard
Beteiligte Mitarbeiter
Kündig, Bernard
Papadimitriou, Zissis
Thomae, Jutta
Benz-Overhage, Karin
Hermann, Klaus
Kirchlehner, Berndt
Institutioneller Anbindung
IfS Frankfurt
Gefördert durch
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Studienlaufzeit
Januar 1974- April 1977
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

Die Studie war darauf angelegt 'die sozioökonomischen Aspekte des Einsatzes von Computersystemen und insbesondere ihre Auswirkungen auf die Organisation der Arbeit und die Arbeitsplatzstruktur in ausgewählten Dienstleistungs- und Produktionsbetrieben' zu untersuchen (S. 1); Welche betrieblichen Probleme ergeben sich aus fortschreitender EDV-Entwicklung?; Untersuchungsdimensionen der Arbeitssituation (siehe S. 2).

Ziel

'Das Vorhaben will zur Klärung der Probleme beitragen, die sich auf wissenschaftlicher wie auf praktischer Ebene aus der fortschreitenden EDV-Entwicklung ergeben' (S. 1). Zielsetzungen und Bedingungen der Arbeitspolitik, alternative Formen der Arbeitsorganisation eruieren (S. 2).

Theoriebezug
Abgrenzung von technologisch-deterministischen Theorieentwürfen; Kritik S. 18f.; Auseinandersetzung mit dem Theorieentwurf von A. Sohn-Rethels (S. 23ff.).
Geografischer Bezug
Deutschland
Informationen zur Datenerhebung
Genaue Darstellung der Erhebung in Anlage 1 und 2: 1.) Materialerhebung auf verschiedenen Ebenen der Beschäftigtenhierarchie, Betriebsbesichtigung, Dokumentenanalyse; 2.) Leitfadeninterviews mit 55 Experten, 3.) Arbeitsplatzbeobachtungen von mindestens 12 Stunden mit Leitfaden, 4.) 180 halbstandardisierte Fragebögen für Arbeitnehmerinterviews, 5.) 12 offene Gruppendiskussionen mit vorgegebenen Diskussionspunkten
Fallzahlen
6 Unternehmen
Falldarstellung
Im Fließtext Zitate der Befragten und einige Tabellen zur quantitativen Auswertung. Im Anhang standardisierte Antworten in Tabellen. Ausführliche Darstellung der beiden Branchen. Die erhobenen Unternehmen kurz einzeln skizziert (Stahl: S. 174f.; Banken: 237ff.). Die Ergebnisse werden wiederum nach den beiden Branchen aufgliedert (Kap. VI)
Selbstdefinition
Der Begriff "Fallstudie" wird benutzt, jedoch nicht für die Haupterhebung mit 55 Experteninterviews mit Geschäftsleitung und Betriebsräten, 54 Arbeitsplatzbeobachtungen, 180 halbstandardisierten Arbeitnehmerbefragungen, 12 Gruppendiskussionen und der Analyse von Unterlagen. Erst nach dieser Erhebungen werden noch zusätzlich Fallstudien durchgeführt (S. 5). Was die Autoren darunter verstehen, wird nicht deutlich gemacht.
Auswahl
Jeweils 3 Unternehmen der Stahlindustrie und des Bankgewerbes mit Unternehmensabteilungen mit teilintegrierten EDV- Systemen: Walzbetriebe und Spar- und Effektengeschäft (S. 2)
Überblick Methoden
Sozio-technischer Ansatz (UK) (S. 1); Die Methode wird im Vorwort und Anhang beschrieben. Insbesondere der Anhang gibt einen ausführlichen Einblick in die Zusammensetzung des Samples (A1), die Fragestellung und Hypothese (A2), den Leitfaden für die Beobachtungen (A3) und Fragebogen und Arbeitnehmerbefragung (A4). Zu Auswertung und Interpretation wird geschrieben sie seien mit 'außerordentlichen Schwierigkeiten verbunden gewesen' (S.3).
Auswertung
Keine Angaben, ob die Interviews transkribiert wurden, etc. Die quantitative Auswertung der Daten wird in Tabellen dargestellt (S. 449ff).
Ergebnisse
Die Ergebnisse sind in die einzelnen Kapitel mit eingeflochten und in einem abschließenden Kapitel zusammengefasst. Bestätigung der Grundthese: EDV als spezifische Technologie dient in ihrer Funktion als Organisations- bzw. Informationstechnologie dazu, den Arbeitsprozess nach Prinzipien der Zeit- bzw. Produktionsökonomie zu reorganisieren (S. 482). EDV- Einsatz in der Stahlindustrie: Produktionskosten senken, zeitökonomische und marktökonomische Anforderungen aufeinander abstimmen; im Bankgewerbe: Arbeitsprozess flexibler gestalten (S. 482); Tendenziell werden quantitative durch qualitative Leistungsziele abgelöst, Arbeitstempo tritt als Belastungsfaktor zurück, aber mehr Schichtarbeit, stärkere Integration und Vergesellschaftung des Arbeitsprozesses, zunehmende Abstraktion der Arbeit, Umgestaltung der Kooperationsstruktur, mehr prozessunspezifische Qualifikationen gefragt, quantitative Leistungsziele werden durch qualitative abgelöst, weniger Arbeiter werden gebrauch, individuelles Arbeitsbewusstsein wird durch kollektives abgelöst (S. 484ff). Die Untersuchungsergebnisse zeigen eher eine negative Veränderung: es tritt keine allgemeine Verbesserung ein, da technische Innovationen sich stets am Verwertungsinteresse des Kapital orientieren und unter Rentabilitätsgesichtpunkten vorgenommen werden; Kein neuer Arbeitertypus ?Automationsarbeiter? entsteht; Negative Folgen des technischen Wandels für die Arbeitssituation können nur durch kollektives Handeln der Arbeiter abgewehrt werden; Befürchtungen treten ein: Freisetzungs- und Dequalifizierungseffekte (S. 491f); Zukunftsvisionen: verstärkte Freisetzungseffekte, weiter Dequalifizierung und Polarisierung der Qualifikationsstruktur, Angestelltentätigkeiten werden mehr in das betriebliche System der Leistungskontrolle einbezogen, Konfliktbereitschaft der abhängig Beschäftigten wird wachsen (S. 492f). Die Interpretation erfolgt mit Blick auf die aus der Theorie gewonnen Untersuchungsdimensionen (S. 108ff.)

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Brandt, Gerhard (1978): Computer und Arbeitsprozeß.
    Frankfurt: Campus