Kampf um Beteiligung

Projektleitung
Baethge, Martin
Beteiligte Mitarbeiter
Dörre, Klaus
Wolf, Harald
Neubert, Jürgen
Brinkmann, Ulrich
Seifert, Matthias
Institutioneller Anbindung
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI)
Gefördert durch
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Studienlaufzeit
Über 8 Jahre Forschungstätigkeit, keine genauen Angaben
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

Die zentrale Aufgabe der Studie wird vom Autor wie folgt beschrieben: 'Gegenstand unserer Untersuchung ist die Einführung und Entwicklung partizipativer Managementkonzepte in der deutschen Industrie während der 90er Jahre. Wir wollen zeigen, wie sich die Implementation betrieblicher Beteiligungsansätze auf eingeschliffene Subsysteme industrieller Beziehungen auswirkt' (S. 22). Die Leitthese der Untersuchung besagt, 'dass die Einführung partizipativer Managementprinzipien während der zurückliegenden Dekade zum strukturierenden Moment eines nachfordistischen Produktionsmodells geworden ist' (S. 22).

Ziel

Ziel der Studie ist es unter anderem Veränderungen in Betriebsstrukturen zu erfassen, aber auch einen überbetrieblichen und gesellschaftlichen Wandel aufzuzeigen, welcher durch die Kräfte des 'neuen Kapitalismus' begünstigt wird.

Theoriebezug
Kapitel 1 'Kampf um Beteiligung. Fragestellung, Methode und theoretischer Rahmen der Untersuchung' schildert u.a. die theoretische Fundierung der Untersuchung und der Fragestellung. Insbesondere wird dabei auf die neue Form des 'flexiblen Kapitalismus' und des 'flexiblen Menschen' (S. 17 ff.) von Sennett (1998) zurückgegriffen. Dieser Metabezugsrahmen ist das Fundament neuer Formen beteiligungsorientierten Managements und partizipativer Arbeitsformen - mit ihren Vor- und Nachteilen (z.B. Frerichs 1994, Bahnmüller 1998, Moldaschl/Sauer 2000, Gorz 2000). Anwendung der Regulationstheorie (z.B. Aglietta 1997, 2000, Boyer/Duran 1997).
Geografischer Bezug
Deutschland
Erhebungszeitraum
Intensivfallstudien: 1993-1996; Zusatzrecherchen 1992-2000; Folgeuntersuchung im Frühjahr 1999
Informationen zur Datenerhebung
Intensivfallstudien: 1.) Vorbereitung durch Gespräche mit Geschäftsführung und Betriebsrat; 2.) Hauptuntersuchung mittels leitfadengestützter Interviews von ein- bis dreistündiger Dauer. Befragung von Einzelpersonen, aufgrund von Zeitmangel wurden aber auch mehrere Personen zusammengefasst. Die wichtigsten Statusgruppen wurden mit je eigenen Leitfäden befragt. Handschriftliche Protokollierung der Interviews; 2/3 wurden auf Band mitgeschnitten. Pro Intensivfall wurden mindestens 16, maximal 40 Gespräche geführt (insgesamt 512 Interviews!). Insgesamt wurden pro Fall 3 bis 8 Erhebungstermine wahrgenommen (S. 31 f.). Übersicht über Anzahl der Interviews und Status der Interviewten S. 35. Im Frühjahr 1999 kam es zu einer Folgeuntersuchung, in die 2/3 der Betriebe einbezogen waren.
Fallzahlen
36 Betriebe, davon 12 "Intensivfallstudien" und 24 "Zusatzrecherchen" (von diesen wurden 2 allerdings nicht ausgewertet)
Falldarstellung
Es gibt einen tabellarischen Überblick über die Fälle (Betriebe) (S. 32f.). Zur Analyse der Fallstudien wurden diese in jeweils eigenen Kapiteln untersucht (vgl. Kap. 2.1.1 bis Kap 3.5.1). Dabei werden nahezu alle Intensivfälle dargestellt. Einleitend werden die Untersuchungsbetriebe kurz beschrieben und dann die Befunde dargelegt. Text wird vereinzelt durch Zitate hinterlegt, teilweise werden die Fallergebnisse in Tabellen verglichen (z.B. S. 361ff.).
Selbstdefinition
Der Autor bezeichnet seine Herangehensweise als "Intensivfallstudie" (S. 32)
Auswahl
Westdeutsche Betriebe aus der Auto-, Zuliefer-, und Elektroindustrie, Maschinen-, Anlagen-, Landmaschinenbau, Verpackungsindustrie sowie der IT-Branche; eine Filiale aus dem Versicherungsgewerbe (S. 31)
Überblick Methoden
Kapitel 1 'Kampf um Beteiligung. Fragestellung, Methode, und theoretischer Rahmen der Untersuchung' beinhaltet Ausführungen zur angewandten Untersuchungsmethode. Insbesondere die Operationalisierung des 'patizipativen Managementkonzepts' wird erläutert. Eine nähere Begründung zur Vorgehensweise bzgl. der Erhebungsverfahren wird allerdings nicht gegeben. Allerdings gibt es Hinweise zum Sampling und einen Überblick über die Interviews (S. 35). Verweis auf methodologische Literatur zu qualitativer Sozialforschung in Fußnote 21.
Auswertung
Bei der Auswertung des Materials wurde auf "regulationstheoretische Kategorien" (S. 23 ff.) zurück gegriffen. "Methodisch bietet der Ansatz Möglichkeiten, industriesoziologische und institutionalistische Ansätze so zu kombinieren, dass die jeweiligen Bornierungen überwunden werden können" (S. 23). Analytisch lässt sich dieses Vorgehen später ohne Probleme von der Mikro- auf die Meso- oder Makroebene übertragen. Auswertung erfolgte in mehrstufigem Verfahren: "Erstellung der Protokolle; Betriebspräsentationen als "Härtetest" für erste Thesen; Kreuzvergleiche zwischen Statusgruppen, Positiv- und Negativbereichen, Erstellung der Fallstudien und schließlich Vergleiche zwischen den Fällen lassen sich als wichtigste Teilschritte benennen. Das Auswertungsverfahren mündete in eine Typologie von Partizipationsformen (...)" (S. 36).
Ergebnisse
Die empirischen Ergebnisse der Studie werden in den Kapiteln 2 (Partizipation in der flexiblen Betriebsorganisation) und 3 (Partizipation und Arbeitsbeziehungen im flexiblen Betrieb) dargestellt und jeweils am Ende zusammengefasst. Stichpunkte hierzu: partizipative Managementprinzipien sind fallübergreifend zum konstitutiven Bestandteil eines neuen Produktionssystems, einer flexibel-marktgetriebenen Arbeitsweise geworden; Rationalisierungshandeln verschiebt sich von Technik hinzu Betriebs- und Unternehmensorganisation; es finden sich Bemühungen, dass die Belegschaft aktiv in das Rationalisierungshandeln eingebunden wird; 5 Typen der Partizipation im Arbeitsprozess - diese zeigen die strukturelle Widersprüchlichkeit partizipativer Arbeitsformen (S. 205ff.). In Betrieben entstehen neue Steuerungsanforderungen; wie die gegensätzlichen Anforderungen bewältigt werden hängt von arbeitspolitischen Kompromissbildungen ab; Verlauf und Inhalte wiederum sind abhängig von Arbeitsbeziehungen; diese transformieren sich (S. 336ff.). In Kapitel 4 werden die Ergebnisse der Folgeuntersuchung vorgestellt und daraus Rückschlüsse auf die "Entwicklung der Reorganisationsvarianten im Zeitverlauf" geschlossen. Darüber hinaus werden theoretische und arbeitspolitische Schlussfolgerungen skizziert.

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Dörre, Klaus (2002): Kampf um Beteiligung.
    Wiesbaden: Westdeutscher Verlag