Die Subjekte der Subjektivierung

Projektleitung
Drinkuth, Andreas
Institutioneller Anbindung
Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

Orientierung an einigen Leitfragen: '1. Nach welchen Regeln und unter Berücksichtigung welcher Zwänge gestalten Management und Beschäftigte ihre gegenseitigen Beziehungen? 2. An welchen Sinnstrukturen orientieren sie sich dabei? 3. Mit welchen Führungspraxen werden die Zwänge des Marktes in soziale Zwänge für die Beschäftigten zu (sic!) überführt? 4. Wie nehmen Betriebsrat und Gewerkschaft ihre Aufgaben in entgrenzten Arbeitsverhältnissen wahr? 5. Wie arrangieren sich die in entgrenzten Arbeitsverhältnissen arbeitenden Beschäftigten mit ihren Lebenspartner/inne/n und im privaten Umfeld? 6. Warum lassen sich die Beschäftigten auf entgrenzte Arbeit ein? 7. Gibt es widerständige Verhaltensweisen und in welchen Akteursstrategien drücken sie sich aus?' (S. 30)

Ziel

Die Zielsetzung der Untersuchung bezieht sich auf die Handlungslogiken von Beschäftigten und Management in den neuen Herausforderungen von entgrenzten Arbeitsformen und versucht aus den jeweiligen Blickwinkeln Handlungskontexte zu eruieren (S. 30).

Theoriebezug
Ansätze zur Subjektivierung von Arbeit seit den 1980er Jahren, unter anderem: Identitätsrelevanz von Arbeit (Baethge 1991, 1994); Autonomie- und Selbstbestimmungskonzepte, darüber hinaus Internalisierung von Marktstrukturen (Glißmann 1996, 2001; Stutz 2002; Moldaschl/Sauer 2000; Baethge et al 1995); Arbeitskraftunternehmer als neue Stufe der Subjektivierung (Pongratz/Voß 1998, 2001, 2002, 2003); Entgrenzung (Kratzer 2002, 2004; Sauer/Döhl 1997; Moldaschl 1998; usw.); sowie mikropolitische Ansätze (Crozier/Friedberg 1993).
Geografischer Bezug
Deutschland
Erhebungszeitraum
März bis Juni 2003
Informationen zur Datenerhebung
Die vorwiegende Erhebungsmethode stellt das Experteninterview dar. Definition eines Experten nach Liebold/Trinczek (2002); der Interviewleitfaden wird dokumentiert, wie auch die Durchführung der Interviews. Abgefragt wurden dabei: persönliche Daten zur Stellung, Verantwortung und Werdegang, Fragen zum Arbeitsklima, Geschichte und Besonderheiten des Unternehmens, Arbeitsbelastungen, betriebliche Interessen und Interessenvertretung, sowie Fragen zur Bedeutung verschiedener Lebensphasen. Mehr als 40 Interviews wurden realisiert (ca. 2000 Seiten Transkripte) (S. 59).
Fallzahlen
2 Betriebe = 2 Fälle
Falldarstellung
Separate Darstellung der beiden Fälle zum Vergleich und zur Generierung von fallübergreifenden Hypothesen. Darstellungsform wird explizit (kurz) reflektiert (S. 30)
Selbstdefinition
Vorgehen wird als "Fallstudie" bezeichnet (z.B. S. 30)
Auswahl
Branchen: Metall. Äußerliche Ähnlichkeiten spielten eine große Rolle bei der Fallauswahl (Größe, Branche, Konzernzugehörigkeit, Kundenstruktur (S. 55)); ein Ost-West-Vergleich wurde wieder fallengelassen. Beide Betriebe sind (profitable) Tochtergesellschaften ein und desselben Dachkonzerns.
Überblick Methoden
Ein Methodenkapitel ist vorhanden (Kapitel 4: Methodisch-empirisches Vorgehen S. 47ff.). Darin wird sehr ausführlich die verwendete qualitative Methode reflektiert und die 'Denkweisen qualitativ-heuristischer' Erhebungen abgearbeitet. Ein gesondertes Unterkapitel widmet sich 'Fallstudien als Forschungsstrategie' (S. 53ff.) Hier werden vor allem Yin (2003), Baum (2004) und Pongratz (2005) als Grundlage für eine kurze Überlegung herangezogen. Interviewleitfäden im Anhang.
Auswertung
Die Auswertung erfolgte mit dem Programm ATLAS.ti. Es wurden auf Grundlage des Interviewleitfadens ca. 60 Codes generiert, welche im Verlauf zu Codefamilien zusammengefasst wurden und den Hauptteil der Auswertung stützten. Das Vorgehen ist dabei an der Grounded Theory orientiert.
Ergebnisse
In Kapitel 7 wird ein Vergleich der beiden Fallstudien vorgestellt und anhand verschiedener Kriterien aufgeführt (S. 177ff.). Dabei bezieht sich Drinkuth insbesondere auf Handlungsrahmen, Führungskonzepte, Handlungslogiken der Beschäftigten, Betriebsrat und Gewerkschaft und resümiert in einem Schluss in der Frage, ob "Theorie als Kompass für die Praxis" dienen kann. In Kapitel 8 (S. 185ff.) modifiziert der Autor den Subjektivierungsdiskurs mit eigenen Erkenntnissen, insbesondere zu den Themen "die Zwänge des Marktes und die Handlungsfreiheit der Akteure", "Besonderheiten des Transformationsproblems", "Die Rationalitäten der Akteure", "Ideologisierte Subjektivität" und "Subjektorientierte Gewerkschaftsarbeit".

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Drinkuth, Andreas (2007): Die Subjekte der Subjektivierung.
    Berlin: Edition Sigma