Fraueninteressen im Betrieb

Beteiligte Mitarbeiter
Frerichs, Petra
Morschhäuser, Martina
Steinrücke, Margareta
Institutioneller Anbindung
Institut zur Erforschung sozialer Chancen (ISO) Köln
Gefördert durch
Projekt "Interessenvertretung von Frauen im Betrieb unter Bedingungen von technologischen und arbeitsorganisatorischen Umstrukturierungen im gewerblichen und im Angestelltenbereich". Förderung durch Minister durch Arbeit, Gesundheit und Soziales des Lande
Studienlaufzeit
Juli 1985 - Januar 1988
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

Wie sehen die Ursachen und äußeren und inneren Barrieren für die Problematik einer traditionell schwachen Interessenvertretung von Frauen in Betrieben aus? Wie werden die Interessen von Frauen, gerade auch im Zusammenhang mit der Einführung neuer Technologien, vertreten? Welche sie bewegenden Interessen bilden Frauen -Arbeiterinnen und weibliche Angestellte - im Betrieb aus? Wann leisten sie gegen Zumutungen Widerstand? Welche eigenen Formen von Interessenvertretung entwickeln sie? Was sind ihre Zugänge zur formellen betrieblich- gewerkschaftlichen Interessenvertretung? Haben sich deren Aufmerksamkeitspotenziale stärker auf Frauen als eine Gruppe, die von technisch-organisatorischen Rationalisierungsmaßnahmen besonders betroffen ist, gelenkt oder nicht? Welche Ansätze existieren, die Interessenartikulation und -durchsetzung von Frauen generell zu fördern? (S. XV)

Ziel

'Die Zielsetzung unserer Untersuchung richtete sich auf Ansatzpunkte und Möglichkeiten einer wirksameren Interessenvertretung von Frauen im Betrieb - in der gewerklichen Produktion einerseits und im Bereich Büro/Verwaltung andererseits' (S. 1), es geht um die Verbesserung der Interessenvertretung von Frauen und wie diese praktisch gestaltet werden kann (S. 2).

Theoriebezug
'Theoretisch sind wir bei der Beantwortung dieser Fragen von einem - gegenüber einem ökonomistisch verengten - erweiterten Interessenbegriff ausgegangen: erweitert um kulturelle und biographische, zumal aus der widersprüchlichen Verschränkung von Betrieb und Familie im weiblichen Lebenszusammenhang resultierende Aspekte (Brock 1985); erweitert um den Aspekt der Interessendifferenzierung je nach besonderer Arbeits- und Lebenssituation (Müller 1985; Becker-Schmidt 1982/83); und erweitert um die symbolische Dimension der Interessen an Gerechtigkeit, Achtung und Anerkennung' (S. XV).
Geografischer Bezug
Deutschland
Informationen zur Datenerhebung
Die Erhebung gliedert sich in zwei Phasen, wobei die Zwischenergebnisse der ersten Erhebung in die zweite einflossen: I.) 1.) Einzelinterviews mit betrieblichen Technikexperten; ausführliche Experteninterviews mit Betriebsräten mit Leitfaden (meist mehrstündig); 2.) Gruppendiskussionen und Gesprächskreise mit Vertrauensfrauen; 3.) Projektworkshop um Zwischenergebnisse zu diskutieren. II.) 1.) Arbeitsplatzbeobachtungen begleitet von sachkompetenten Erläuterungen seitens betrieblicher Akteure; 2.) 53 Intensivinterviews mit Arbeiterinnen und weiblichen Angestellten von 1,5-3 Stunden Länge mit Leitfaden (im Anhang befindet sich der Leitfaden).
Fallzahlen
Fallanalysen in 4 Untersuchungsbetrieben (S. 24)
Falldarstellung
"Das 'Schneiden' der Fälle erfolgte sowohl im Auswertungsverfahren als auch in der thematisch strukturierten Ergebnispräsentation nach anderen Gesichtspunkten als einer Aneinanderreihung von Fallstudien über die Betriebe A bis D; vielmehr fällt die Frage, was 'der Fall ist' und wie 'die Fälle' dargestellt werden, sehr unterschiedlich aus: Sie kann den Schnitt zwischen den großen Einheiten industrieller Frauenarbeit versus Angestelltenarbeit vollziehen, sie kann die jeweiligen Betriebsratsgremien zum Fall machen oder gar eine einzelne Frau in ihrem Lebenszusammenhang. Dem Zuschnitt der zu analysierenden Fälle liegt also jeweils die Überlegung einer thematischen, 'gegenstandsadäquaten' Strukturierung des empirischen Materials zugrunde" (S. 24). Im Anhang finden sich die Betriebscharakterisierungen, sowie der Leitfaden für die Interviews.
Selbstdefinition
"Fallanalyse" (S. XV)
Auswahl
Regionaler Bezug (Nordrhein-Westfalen); Branchen mit "typischer Frauenbeschäftigung", wo technologische und organisatorische Rationalisierungsmaßnahmen in Produktion und Verwaltung zu erwarten waren: Montageabteilungen von 2 Betrieben der Elektro- und Metallindustrie (S. 24f), ein Betrieb der Unterhaltungsbranche, eine Versicherung (S. XV). Betriebscharakterisierungen im Anhang.
Überblick Methoden
Es gibt ein Methodenkapitel (S. 23ff.): Die Autoren verstehen ihre Forschung als "Möglichkeitsforschung", d.h. Suche nach '(...) subjektiven Potentialen, nach Keimformen von Veränderungsbestrebungen, welche die Richtung auf eine verstärkte Artikulation und Durchsetzung der Interessen von Frauen anzeigen, die aber unter den gegebenen Strukturen nicht freigesetzt werden können' (S. 2). Zu Beginn des Methodenkapitels (Kap. III) wird kurz Stellung zum rein qualitativen Vorgehen genommen (S. 23f): '(...), so soll doch der Versuch gemacht werden, das eigene methodische Vorgehen so darzustellen, dass der Prozeßcharakter der Annäherung an unseren Gegenstand, die Abweichungen und die experimentellen Versuche eher im Vordergrund stehen als die Darstellung des Üblichen und Notwendigen, will man Sorgfaltsgeboten bei der Datenerhebung Rechnung tragen' (S. 23f). Sonst geht es im Methodenkapitel um den Feldzugang, die Durchführung der Erhebung (inkl. Auswahl der Befragten, Leitfadenkonstruktion, etc.) und die Auswertung. Zusätzlich wird auf Seite 6 die 'Zitierweise des empirischen Materials' vorgestellt.
Auswertung
Mehrstufige Auswertung (S. 32f.): alle Interviews wurden transkribiert; Zwischenauswertung nach der ersten Erhebungsphase; Rückvermittlung der Endergebnisse in Sitzungen und Gruppendiskussionen in den einzelnen Betrieben; Projekt-Workshop, in dem die Ergebnisse einer fachwissenschaftlichen und -politischen Öffentlichkeit präsentiert wurden.
Ergebnisse
Die Ergebnisse der Untersuchung werden getrennt nach "Industriearbeiterinnen" (Kap. IV, V) und "Angestellten" (Kap. VI, VII). In Kapitel VIII gibt es Schlussfolgerungen über die Gruppen hinweg: Die Hauptunterschiede der Arbeitssituation zwischen Arbeiterinnen und weiblichen Angestellten liegen in der Arbeitsplatzsicherheit, dem Ausmaß physischer Vernutzung und Belastung durch Arbeitsinhalt und -umstände, der Arbeitszeit und der Einkommenssituation. Für beide sind soziale Aspekte und symbolische Interessen von großer Bedeutung. Arbeiterinnen leisten eher im Kollektiv Widerstand, weibliche Angestellte weniger offen und demonstrativ, eher in Form von Selbstvertretung. Beide zeigen Informations- und Mitbestimmungsbedürfnisse in Bezug auf den Betrieb. Barrieren sind bei Arbeiterinnen mehr ausgeprägt, als bei weiblichen Angestellten. Überwunden werden können diese Barrieren durch Aufbau des Kompetenzbewusstseins und verschiedener treibender Motive wie Vertrauensfrau zu werden. Am Ende des Buches folgen Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen für eine differenzierte Frauenförderung (S. 497ff.).

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Frerichs, Petra (1989): Fraueninteressen im Betrieb.
    Opladen: Westdeutscher Verlag