Studienbestand: 
Datenbank AIS Fallstudien
StudyID: 
s0112

Einstieg in die rechnerintegrierte Produktion

Beteiligte Mitarbeiter
Hirsch-Kreinsen, Hartmut
Schultz-Wild, Rainer
Köhler, Christoph
von Behr, Marhild
Institutioneller Anbindung
Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung München ISF
Gefördert durch
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Studienlaufzeit
1984-1989
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

Die Studie konzentriert sich auf die Frage nach den Entwicklungschancen qualifizierter Produktionsarbeit, konkret auf die Einsatzbedingungen für Facharbeiter. Thema ist die Veränderung von Industriearbeit bei fortschreitender Verbreitung rechnerintegrierter Produktion (CIM, Computer Integrated Manufacturing). Dabei Fokus auf damit verbundene Entwicklungstendenzen im Arbeitssystem der mechanischen Fertigung, auf Veränderungen der Arbeitsteilung, der Arbeitsorganisation und des Personaleinsatzes (S. 7). Der Einsatz rechnerintegrierter Produktionssysteme sollte 'möglichst breit' erhoben werden (S. 15). (Ausführliche Fragestellungen S. 18ff.)

Ziel

Die Studie zielt darauf technische, organisatorische und personalwirtschaftliche Entwicklungstendenzen herauszuarbeiten sowie unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten rechnerintegrierter Produktionssysteme aufzuzeigen. 'Insgesamt war das Forschungsvorhaben allerdings nicht nur auf die Analyse der Veränderungen und ihrer Ursachen ausgerichtet, vielmehr sollte in enger Verbindung mit dem Forschungsprozeß eine zeitnahe und aktuelle technologie- und forschungspolitische Umsetzung der jeweils erreichten (Zwischen-) Ergebnisse erfolgen' (S. 7).

Theoriebezug
Entwicklungen im Maschinenbau werden anhand tayloristischer Rationalisierungsstrategien nachgezeichnet. Dabei wird hinterfragt, ob ein 'neues Rationalisierungsmuster' zu erkennen ist. Abgrenzung von 'optimistischen Positionen' qualifizierter Produktionsarbeit (z.B. Kern/Schumann 1984, Brödner 1985) (S. 14). Demgegenüber wird eine skeptische Position vertreten, die '(...) mit den gewandelten markt- und produktionsökonomischen Bedingungen von einer Offenheit künftiger Entwicklungen von Technik und Arbeit im Maschinenbau ausgeht' (S. 15).
Geografischer Bezug
Deutschland
Erhebungszeitraum
1984/85 bis 1989
Informationen zur Datenerhebung
S. 23-29: 1.) qualitative Erhebung: a) 12 Expertengespräche bei Herstellern von Komponenten von CIM-Systemen; b) 21 Informationsgespräche bei einschlägigen ingenieur- und arbeitswissenschaftlichen Instituten; c) Gespräche mit Vertretern der Branchenverbände und Gewerkschaften; d) 7 Messebesuche und Dokumentenanalyse; e) Zusatzerhebung: Umfrage bei elf Anbietern von Leitständen zur Werkstatterneuerung (qualitativ); 2.) Betriebliche Fallstudien: a) 34 Fallstudien in Maschinenbaubetrieben; dazu 114 Leitfadeninterviews mit Betriebspraktikern (Experten) aller hierarchischen Ebenen; ergänzt durch ausführliche Betriebsbegehungen und Dokumentenanalyse; Fallstudien waren von mehrtägiger Dauer, manche Betriebe wurden mehrfach besucht. 3.) Sekundäranalyse quantitativer Erhebungsdaten.
Fallzahlen
34 Fallstudien = 34 Betriebe
Falldarstellung
Die Fallstudienbetriebe werden nicht einzeln aufgeführt. Stattdessen wird ausführlich die Maschinenbaubranche skizziert (Charakteristika, Produktions- und Fertigungsstrukturen, Personal- und Qualifikationsstrukturen).
Selbstdefinition
"Betriebliche Fallstudien" (S. 25), diese werden als "qualitative" Erhebung eingeordnet (ebd.).
Auswahl
Mittlere und größere Betriebe im Maschinenbau; alle Untersuchungsbetriebe waren aktuell mit Innovationen in CIM-Perspektive beschäftigt.
Überblick Methoden
In dem Kapitel zum Projektdesign (S. 23ff.) werden die unterschiedlichen Erhebungsarten vorgestellt: die qualitative Erhebung, die Betriebsfallstudien, die quantitative Sekundäranalyse. Dieses Design wurde gewählt um 'die Projektfragestellung zumindest ein Stück weit verallgemeinerungsfähig beantworten zu können' (S. 23). Transparente Darstellung des Samples und seiner Auswahl. Die Fallbetriebe wurden in größeren Abständen mehrfach besucht, was eine Längsschnitterhebung erlaubt. Bei den jeweiligen Besuchen flossen Zwischenergebnisse der ersten Erhebungsrunden mit ein, Ziel war Überprüfung und Erweiterung (S. 28).
Ergebnisse
Befunde sprechen "(...) deutlich gegen die optimistische These einer quasi "naturwüchsigen" Abkehr von tayloristischen Rationalisierungsstrategien bei sich ausweitender Rechnerintegration. Andererseits ist auch die Gegenposition, die mit vereinfachten Formeln zunehmender Vertiefung von Arbeitsteilung, Zentralisierung und Hierarchisierung sowie Dequalifizierung von Facharbeit zu umschreiben ist, nicht ohne weiteres als allgemeiner Trend zu beschreiben. Vielmehr ist zu betonen, daß im Zuge fortschreitender Rechnerintegration in der Produktion nach wie vor sehr unterschiedliche Möglichkeiten und Optionen der Gestaltung von Technik, Arbeitsorganisation und Personleinsatz verbleiben - und somit alternative Entwicklungspfade der Industriearbeit im Maschinenbau bestehen" (S. 18f.). Ausführliche Thesen S. 16f., in Stichpunkten: 1.) Maschinenbau steht an der Schwelle zum CIM; 2.) Veränderungen können als tayloristische, struktursuchende oder strukturinnovative Strategien gefasst werden; 3.) CIM ist eine Form "systemischer Rationalisierung"; 4.) betriebliche Implementationsprozesse von CIM variieren; 5.) längerfristig mit CIM sowohl Chancen, wie auch Risiken für qualifizierte Produktionsarbeit.

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Hirsch-Kreinsen, H.; Schultz-Wild, R. (1986): Rechnerintegrierte Produktion - Zur Entwicklung von Technik und Arbeit in der Metallindustrie".
    Frankfurt: Campus.
  • Hirsch-Kreinsen, Hartmut (1990): Einstieg in die rechnerintegrierte Produktion.
    Frankfurt: Campus