Finanzmetropole Berlin. Strategien betrieblicher Transformation

Beteiligte Mitarbeiter
Frey, Michael
Grüner, Silke
Peinl, Iris
Stock, Catrin
Struck-Möbbeck, Olaf
Wagner, Sandra
Hüning, Hasko
Institutioneller Anbindung
Humboldt Universität zu Berlin, Freien Universität Berlin
Gefördert durch
Das KSPW wird aus Zuwendungen des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) sowie des Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung (BMA) finanziert.
Studienlaufzeit
1993 und 1994
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

Es werden betriebliche Transformations- und Integrationsprozesse vor dem Hintergrund der Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland am Beispiel der LBB untersucht: 'In den Betriebsfallstudien wurden zum einen die Unternehmensstrategien im Prozeß der deutschen Vereinigung untersucht; dafür war von besonderem Interesse wie sich die ost-westliche und auch geschlechtliche Strukturierung von Beschäftigung gestalten. Zum anderen war die Frage nach den Handlungsstrategien und -optionen von betrieblichen Akteuren zentral, denn im Aushandlungsprozeß zwischen Management, betrieblicher Interessenvertretung, Beschäftigtengruppen und einzelnen ArbeitnehmerInnen entscheidet sich auf der betrieblichen Ebene, welche Beschäftigungsmuster sich letzten Endes durchsetzen' (S. 21).

Ziel

'Wir hoffen, mit dem vorliegendem Ergebnis die Diskussion zwischen betrieblicher Praxis und sozialwissenschaftlicher Forschung weiterhin in Gang zu halten, denn der betriebliche Transformations- und Integrationsprozess ist, wie die hier zur Debatte stehenden Befunde zeigen, weder als praktischer Prozess in den Unternehmen abgeschlossen, noch ist er in der wissenschaftlichen Reflexion bewältigt' (S. 12).

Theoriebezug
Hintergrund der Untersuchung ist der ökonomische Transformationsprozess im Osten Deutschlands, der in einen modernisierenden Strukturwandel der westlichen Industriestaaten eingebettet ist (Lutz 1993) (S. 13).
Geografischer Bezug
Deutschland
Erhebungszeitraum
Pilotstudie in den Sparkassen West- und Ostberlins 1991/92, Interviews der zweiten Untersuchung im Frühjahr 1994 und im Winter 1994/95
Informationen zur Datenerhebung
1.) qualitative Interviews mit 28 Experten (Führungskräften), 2.) Dokumentenanalyse, um die institutionellen Handlungsbedingungen zu erheben; 3.) leitfadengestützte Gespräche mit 35 Beschäftigten, um individuelle Handlungsoptionen herauszuarbeiten; 4.) Sekundäranalysen von Massendaten. Sparsamer, aber dem Grundsatz folgend, wurde auch in den kontrastierenden Fallanalysen vorgegangen: Dokumentenanalysen, 15 leitfadengestützte Interviews. "Neben den Bemühungen, die Ergebnisse intern zu validieren, erfolgte eine externe kommunikative Gültigkeitsprüfung, indem Arbeitsergebnisse einem Teil der Informanten auf Workshops im Sommer 1994 und 1995 präsentiert wurden“ (S. 23).
Fallzahlen
1 Fall = Landesbank Berlin
Falldarstellung
Die Betriebsfallstudie Landesbank Berlin (LBB) wird ausführlich auf ca. 200 Seiten dargestellt. Auch die beiden anderen Kontrastfälle, die Deutsche Bank AG und die Allianz werden einzeln vorgestellt und behandelt.
Selbstdefinition
"Betriebsfallstudie" (S. 11)
Auswahl
Landesbank Berlin (LBB), in die Untersuchung wurden kontrastierend aber auch privatwirtschaftliche Unternehmen wie die Deutsche Versicherungs-AG und die Deutsche Bank AG (Filiale Berlin) einbezogen.
Überblick Methoden
Der Analyse betrieblicher Transformation '(...) wurde am ehesten ein qualitativer, im Fortgang der Forschung sich entwickelnder und fließender Forschungsansatz gerecht. (...) Methodisch haben wir also einen Weg gewählt, der quer zur gespaltenen Sozialwissenschaft (Mayntz 1994) liegt. Es wurde versucht, die Ebene des Institutionentransfers mit der Ebene der individuellen sozialen Lage, Einstellungen und Verhaltensweisen (ebenda) von Beschäftigten zu verknüpfen und Interdependenzen zwischen beiden Ebenen, der institutionellen und der handlungsanalytischen, deutlich zu machen' (S. 20). 'Betriebsfallstudien sind keine spezielle Methode der empirischen Sozialforschung, sondern ein Forschungsansatz im Sinne einer vielschichtigen methodischen Vorgehensweise (Hartfiel). Damit steht der Betriebsfallstudie der gesamte sozialwissenschaftliche Methodenkasten, also unterschiedlichste Erhebungs- und Auswertungsmethoden zur Verfügung. (...) In der vorliegenden Untersuchung ist die Landesbank Berlin (LLB) mit ihren 8.000 Beschäftigten der’ Betriebsfall (...). Der Hauptuntersuchungsgegenstand Landesbank Berlin wurde durch andere Fälle kontrastiert' (S. 22). Zur Tragfähigkeit von durch Fallstudien gewonnenen Befunden schreiben die Autoren: 'Die Gültigkeit eines Einzelfalls ergibt sich aus der Erfassung seiner Komplexität' (S. 23).
Auswertung
Häufige Zitate lassen auf Transkription der Interviews schließen, ansonsten keine expliziten Angaben zur Auswertung.
Ergebnisse
Die Untersuchungsergebnisse der Transformation monetärer Dienste werden in Form von sechs Thesen zusammengefasst (S. 299ff.): 1.) "Auch unter sozusagen optimalen Bedingungen kam es zu Friktionen und nichtintendierten Entwicklungen, die im Rückblick als integrale Momente von Transformationen zu begreifen sind" (S. 299); 2.) "Die Untersuchung insgesamt zeigt, daß der (betriebliche) Transformationsprozeß im Zeitverlauf strukturiert war: Der deutsche Vereinigungsprozeß eröffnete zunächst enorme Gestaltungsräume, insbesondere für das Management, die entlang von jeweiligen Unternehmensphilosophien sehr unterschiedlich ausgefüllt wurden" (S. 300). Spannungsmomente durch gesellschaftlichen bzw. politischen Transformationsdruck; 3.) Befunde können als Anzeichen einer Verstärkung von Differenzen entlang der traditionellen Ungleichheitsmerkmale interpretiert werden; 4.) Durch die mit Restrukturierungsprozessen zusammenhängenden Anforderungen (z.B. "Selbstunternehmertum" begann ein Generationenkonflikt die Ost-West-Unterschiede zu überlagern; 5.) Die Erwerbsarbeit von Frauen wird ohne politische Intervention und soziale Regulierung in gesellschaftlichen Umbruchs- und Krisenzeiten auch in diesem noch relativ prosperierenden Sektor nicht so ohne weiteres zu verstetigen sein, weder für Ost- noch für West-Frauen; 6.) Auch nach abgeschlossenen Integrationsprozessen wurden von Ost-Beschäftigten häufig ein sog. 'Diaspora-Effekt' beschrieben: "Teilweise überbetonten sie selbst ihre Identität als "Ossis", teilweise - was die andere Seite der Medaille ist - versuchten sie, nach außen unerkannt zu bleiben und sich damit bestimmter Zuschreibungen zu entziehen" (S. 306). Fazit der Untersuchung: die soziale und kulturelle Seite des Integrationsprozesses ist noch längst nicht bewältigt (S. 306).

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Hüning, Hasko (1998): Finanzmetropole Berlin. Strategien betrieblicher Transformation.
    Opladen: Leske und Budrich