Beteiligte Mitarbeiter | Kudera, Werner Mangold, Werner Ruff, Konrad Schmidt, Rudi Wentzke, Theodor |
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Institutioneller Anbindung | Universität Erlangen-Nürnberg |
Gefördert durch | Finanziert durch Mittel der DFG im Rahmen des SFB 22 Sozialisations- und Kommunikationsforschung am Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrum der Universität Erlangen-Nürnberg. |
Studienlaufzeit | 1971-1976 |
URL zur Studie |
Kurzbeschreibung | Vor dem Hintergrund eines Mangels an empirischen Befunden zum Arbeiterbewusstsein gilt das Interesse einer Rekonstruktion der Dimensionen des gesellschaftlichen und politischen Bewusstseins von Arbeitern sowie den dadurch bestimmten Handlungspotentialen. Hauptfragen waren dabei: In welcher Weise und in welchem Ausmaß ist das Lohnarbeitsverhältnis als Ausdruck der gesellschaftlichen Stellung der Arbeiter im gesellschaftlichen System der Arbeit für die Erfahrung, Wahrnehmung und begriffliche Verarbeitung ihrer sozialen Lage bestimmend? Wie werden die institutionellen und die individuellen Möglichkeiten der Interessenvertretung beurteilt und welche Konsequenzen haben die darin begründeten Erfahrungen für das Bewusstsein und Handeln der Arbeiter? |
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Ziel | Empirische Rekonstruktion der Struktur und der Konstitutionsbedingungen des gesellschaftlichen und politischen Bewusstseins von Arbeitern. |
Theoriebezug | Theoretische Verortung v.a. in Abgrenzung zu theoretischen und methodologischen Schwächen des Stands der Forschung: Kritik an 1.) der 'technologischen Verkürzung' der Bestimmung der Konstitutionsbedingungen von Arbeiterbewußtsein bei Kern/Schumann (1969) (S. 11); 2.) der Beschränkung des Spektrums bewußtseinsrelevanter Konstitutionsbedingungen auf den betrieblichen Kontext (S. 11f.); 3.) der Vernachlässigung der individuellen biographischen Situation der Arbeiter (S. 12); 4.) dem häufig angenommenem, aber erklärungsbedürftigem Zusammenhang von Arbeiterbewußtsein und individuellem bzw. kollektiven Handeln (S. 12); 5.) am meist angewandten methodologischen Verfahren der standardisierten Interviews (S. 12f.). Darüber hinaus grundsätzliche (und am Marxismus orientierte) Überlegungen über die 'objektive Situation von Lohnarbeitern in einer privatwirtschaftlich verfaßten Wirtschaftsordnung' (S. 14ff.). |
Geografischer Bezug | Deutschland |
Erhebungszeitraum | 1974 |
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Informationen zur Datenerhebung | 1.) Vorbereitende Experteninterviews mit Betriebsräten und Vertrauensleuten. 2.) 200 locker strukturierte, qualitative Interviews (auf Tonband mitgeschnitten) von ca. dreistündiger Dauer mit an- und ungelernten Arbeitern sowie Facharbeitern jeweils zwischen 21 und 55 Jahren, verheiratet, mit mindestens fünfjähriger Betriebszugehörigkeit (S.17ff.). |
Fallzahlen | ca. 200 qualitative Interviews in 2 Großbetrieben |
Falldarstellung | Individuelle Fallrekonstruktionen als Grundlage für Typenbildung, exemplarisch belegt mit Textzitaten, auch um die Anschaulichkeit des Materials zu dokumentieren. |
Selbstdefinition | Begriff "Fallstudie" taucht nicht auf. |
Auswahl | 200 Industriearbeiter aus zwei Großbetrieben, die nach den Kriterien gewerkschaftlicher Organisationsgrad, Stärke und Präsenz der betrieblichen Interessenvertretung und Konfliktgeschichte stark kontrastierten, siehe dazu S. 19 ff. |
Überblick Methoden | Es wird die 'Methode' vorgestellt (S. 18f.), die Auswahl der Befragten (S. 19-22), sowie jeweils eine Kurzcharakteristik der Befragtengruppen und der Betriebe (S. 22-25). U.a. wird begründet, warum qualitative Interviews gewählt wurden ('Rekonstruktion des Erfahrungs- und Verarbeitungsmodus der sozialen Umwelt', S. 18) und wie der Themen-Leitfaden aufgebaut war (dabei Bezug auf einschlägige Literatur, z.B. Fuchs 1970). |
Auswertung | Inhaltsanalytische Auswertung von 186 Transkripten, Rekonstruktion von Deutungs- und Argumentationsmustern sowie Bildung von empirisch gehaltvollen Typen (S. 19) . Darüber hinaus deren empirische Verteilung in Form von Häufigkeitstabellen. |
Ergebnisse | Während sich Kap. II den Arbeits- und Lohnorientierungen der Befragten widmet, liegt der Fokus von Kap. III und IV auf deren Konflikterfahrungen und Interessenorientierungen. In Kap. V geht es um das politische Bewußtsein von Arbeitern. Hier werden verschiedene Formen des Bewußtseins eruiert und die politische Orientierung der Arbeiter skizziert. Das Kapitel schließt mit einem Fazit zur "Gesellschaftlichen Lage und Veränderungsperspektiven": "Anstelle einheitlicher "theoretischer" Perspektiven, die es erlauben würden, Systemzusammenhänge zu identifizieren und auf die eigene Interessenlage zu beziehen, findet sich eine durch den unmittelbar erfahrenen Interessengegensatz zwischen Arbeit und Kapital bestimmte, skeptisch bis resignativ gebrochene pragmatische Orientierung, nicht nur gegenüber den Bedingungen der eigenen Arbeit und Reproduktion, sondern gegenüber dem gesamten gesellschaftlichen System und seinen politischen Institutionen" (S. 373). |