Konfliktfeld Informationstechnik

Beteiligte Mitarbeiter
Lullies, Veronika
Bollinger, Heinrich
Weltz, Friedrich
Institutioneller Anbindung
Sozialwissenschaftliche Projektgruppe München
Gefördert durch
Förderung durch das Bundesministerium für Forschung und Technologie
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

Fragen, die mit den Experten eruiert wurden (S. 27): '1. Was ist der gegenwärtige Stand bei der Planung und Implementierung von neuer Informationstechnik? 2. Welche ganzheitlichen Gestaltungsansätze werden für den Technikeinsatz entwickelt? 3. Welche geschäftspolitischen Ziele werden mit dem Technikeinsatz verbunden? 4. Wie verändern sich Managementfunktionen und -strukturen beim Technikeinsatz? Wie werden Zuständigkeiten und Kompetenzen verteilt?'

Ziel

Es sollen Entwicklungsprozesse von Einführungsprojekten neuer Informationstechnologien untersucht werden, um sowohl politische, als auch betriebspolitische Ansatzpunkte herauszuarbeiten: 'Mit unserer Untersuchung, in deren Mittelpunkt die betriebliche Praxis beim Einsatz neuer Informationstechnik steht, wollen wir dazu betragen, die bestehende empirische Lücke ein Stück weit zu füllen' (S. 26).

Theoriebezug
Im ersten Kapitel (A) erfolgt eine theoretische Einführung zum Thema 'neue Informationstechnik'. Dort wird dargestellt, was unter 'neue' Informationstechnik fällt, was deren Merkmale sind (z.B. neuartiges Anwendungs- und Nutzungspotential, sowie Integrationspotential) und welche neuen Herausforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten mit diesen einhergehen. Um diesen zu begegnen erfordert es laut den Autoren einen 'ganzheitlichen Gestaltungsansatz' für die Einführung neuer Informationstechnik '(...) bei dem nicht nur Technik und Geschäftspolitik miteinander verknüpft, sondern auch organisatorische, personalwirtschaftliche und das Management betreffende Aspekte gesamthaft aufeinander bezogen werden' (S. 21). Die gilt umso mehr, da mit dem Einsatz neuer Technik verschärfte Zielkonflikte zu erwarten sind.
Geografischer Bezug
Deutschland
Erhebungszeitraum
Ab Frühjahr 1987: Betriebslauf 1: 15 Monate; Betriebslauf 2: 6 Monate; Betriebslauf 3: über 2 Jahre
Informationen zur Datenerhebung
Erhebung der Daten in Form von drei "Betriebsläufen" in verschiedenen Unternehmen. Betriebslauf 1: die Detailplanung und die Vorbereitung für die Einführung des DV- Verbundsystems wurde mitverfolgt; Sichtung von Projektunterlagen; Gespräche mit Führungskräften und Mitarbeitern; Treffen mit projektverantwortlichen Stellen. Betriebslauf 2: untersuchtes Projekt bereits in Umsetzungsphase; durch Studium betrieblicher Unterlagen und intensive Gespräche Rekonstruktion des Planungsprozess und Beobachtung der Folgen für die Umsetzung. Betriebslauf 3: intensivster Betriebslauf mit regelmäßiger Teilnahme an Projektsitzungen, Gesprächen mit Zentralstellen und Vertretern des Fachbereichs-Managements, Moderationen in der Projektgruppe, Einbringung von eigenen Definitionen und die Entwicklung von verschiedenen Strategien individueller Datenverarbeitung; Zwei Workshops nach Beendigung der Arbeit mit Führungskräften aus Zentralabteilungen und Anwenderbereichen (S. 55f.).
Fallzahlen
3 Betriebsläufe (der 3. Betriebslauf wird explizit "Fallstudie" genannt)
Falldarstellung
Die Ausgangssituation und die Entwicklung des Projekts jedes Betriebslaufs wird jeweils auf 6-13 Seiten dargestellt. Betriebslauf 3 wird noch ausführlicher im Anhang in Form einer Fallstudie dargestellt (Ausgangssituation, Zielsetzung und die Umsetzung eines exemplarischen Projektes).
Selbstdefinition
"Betriebsläufe" (S. 53) und genauere Darstellung eines Betriebslaufs als "Fallstudie"
Auswahl
"Über 30" (S. 27) Unternehmen mit Projekten der Einführung von Informationstechnologie
Überblick Methoden
Methode des 'Betriebslaufs' 'zur Vertiefung der empirischen Breitenuntersuchung' (S. 53): 'Gemeinsam mit betrieblichen Experten sollten Gestaltungsentwürfe für den Einsatz von Informationstechniken erarbeitet und die aus dem empirischen Forschungsansatz ermittelten Gestaltungsvarianten als 'Reaktionsanreize' in die betriebliche Arbeit eingebracht werden. Mit diesem experimentellen Ansatz wollten wir die Spannbreite möglicher Gestaltungsoptionen beim Technikeinsatz in der Praxis feststellen, ihre Vor- und Nachteile erörtern und Einblick in ihre jeweiligen Durchsetzungs- und Realisierungsbedingungen gewinnen. Die entwickelten Gestaltungsoptionen sollten sodann einem weiteren Kreis möglicher Betroffener zur Diskussion gestellt, modifiziert und, wenn möglich, in den betrieblichen Entscheidungsprozeß eingebracht werden'. Es gibt kein Methodenkapitel, das Vorgehen wird eher unsystematisch über das ganze Buch hinweg verteilt. So wird beispielsweise die Tragweite der Studie beschrieben: 'Bei dieser Untersuchung konnte es nicht um die Erarbeitung eines repräsentativen Überblicks über den Stand des Technikeinsatzes in bundesdeutschen Unternehmen gehen, sondern vielmehr um exemplarische Einblicke in die Zusammenhänge und Bedingungen, die gegenwärtig den Einsatz neuer Informationstechnik bestimmen' (S. 27).
Ergebnisse
Es gibt ein zusammenfassendes Kapitel der Befunde und ihrer Bewertung (S. 50ff.): 1.) bei der Planung werden Geschäftspolitik und Technik kaum miteinander verknüpft; 2.) der Gestaltungsraum wird auf Technik reduziert, organisatorische Veränderungen ebenso wie personalwirtschaftliche und strategische Aspekte werden ausgeblendet; 3.) Managementfunktionen und Hierarchiestrukturen bleiben bei der Planung ausgespart. Ihre Veränderung ist kein Ziel des Technikeinsatzes; 4.) es wird lediglich eine Lösung entwickelt, weitere Gestaltungsoptionen werden nicht systematisch ausgelotet; 5.) in den Planungsgremien dominieren die technischen Zentralstellen; 6.) das Top-Management ist bei der Entwicklung des Gestaltungskonzepts nur am Rande beteiligt. Es lässt sich allgemein eine Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis erkennen (Kap. A). Weiterhin werden verschiedene Prozesse der Einführung neuer Informationstechnik beschrieben (Kap. B) und "betriebspolitische Potentiale der neuen Informationstechnik" ausgelotet (Kap. C). Der Einsatz neuer Informationstechnik wird als "politischer Prozess" charakterisiert (Kap. D) und Ansatzpunkte für eine "betriebspolitische Neuordnung" aufgezeigt (Kap. E).

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Lullies, Veronika (1990): Konfliktfeld Informationstechnik.
    Frankfurt: Campus