Studienbestand: 
Datenbank AIS Fallstudien
StudyID: 
s0189
Letze Aktualisierung der Studie: 
Fr, 2015-10-23

Vertrackte Kontrakte. Formwandel des betrieblichen Steuerungsregimes und die neue Rolle des Meisters

Projektleitung
Tullius, Knut
Institutioneller Anbindung
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI)
Gefördert durch
Dissertation, im Rahmen eines SOFI-Projekts zum Wandel betrieblicher Arbeitspolitik
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

Wandel der Meisterfunktion (S. 13). Hauptziele: 1. Klären in welcher Form und in welchem Umfang Prozesse ökonomischer Dezentralisierung in den untersuchten Betrieben wirksam werden und eruieren, welche gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und makroökonomischen Prozesse diesen Veränderungen zugrunde liegen (S. 15). 2. Die spezifische Funktion des Produktionsmeisters im kontraktualisierten Automobilbetrieb herauszuarbeiten (S. 15).

Ziel

'Der Wandel der Meisterfunktion ist Gegenstand auch des vorliegenden Buchs. Über diesen Beitrag zur sozialwissenschaftlichen 'Meisterdebatte' der jüngeren Vergangenheit hinaus, soll die Arbeit zur aktuellen wissenschaftlichen Diskussion um veränderte Formen der Steuerung und Kontrolle im industriellen Großbetrieb beitragen' (S. 13).

Theoriebezug
Transaktionskostenansatz (Williamson 1975, 1990; Coase 1937) (S. 35ff.); Dezentralisierung von Unternehmen (Dörre 2002; Köhler 1999)(S. 39); Internalisierung von Marktstrukturen (Moldaschl, Sauer 2000) (S. 49); Kontraktualisierung als neue Form der Verbindlichmachung von Zielen (eigene Überlegungen). Bezug auf bestehende Literatur und Empirie zur 'Meisterdebatte'.
Geografischer Bezug
Deutschland
Erhebungszeitraum
Dezember 1997 - Januar 2000
Informationen zur Datenerhebung
Leitfadengestützte Experteninterviews (teils stärker explorativ, teils stärker systematisiert, in Anlehnung an Vogel 1995) mit Managementvertretern (Teamleiter, Abteilungsleiter, Bereichsleiter, Werksleitung) in Produktion und Verwaltung sowie mit Betriebsräten: N=68, Dauer i.d.R. 1-2 Stunden. Beschäftigteninterviews Produktion: N=30. 26 qualitative Interviews mit 21 Meistern; Dauer i.d.R. ca. 1,5 bis 3,5 Stunden; handschriftlich protokolliert, bzw. auf Band; 1997-1999; Schriftliche Befragungen: Meister und ArbeiterInnen; 456 Befragungen insgesamt (57 Meister; 399 sonstige Beschäftigte) (S. 21f.)
Fallzahlen
2 Betriebe = 2 Fälle
Falldarstellung
Vorstellung des Unternehmens (S. 85ff.), Vorstellung und Analyse der Betriebe im Fließtext und im Anhang, jeweils getrennt voneinander.
Selbstdefinition
Der Autor bezeichnet die Studie als Fallstudie (vgl. S. 20)
Auswahl
2 Betriebe eines Unternehmens der Automobilindustrie
Überblick Methoden
Darstellung des Untersuchungsfeldes Automobilindustrie und Begründung dessen Bedeutsamkeit (S. 18ff.), Vorstellung des Untersuchungsdesigns und der Vorgehensweise bei der Erhebung S. 20ff. Grundlage der Untersuchung waren 'mehrwöchige Recherchen in den beiden Fallbetrieben' (S. 20), Vorgehen beruhte methodisch auf 'cross-examination' (ebd.). Damit sollte eine '(...) Kontrolle und 'Validierung' der von verschiedenen Seiten gewonnenen Informationen (...) ermöglicht werden' (S. 20). Fazit: 'Der von uns gewählte Zugriff auf das empirische Feld ermöglicht eine Analyse von Prozessen betrieblicher Restrukturierung und interner Kontraktualisierung aus verschiedenen Perspektiven und Blickrichtungen. Da wir nicht nur die Meister selbst interviewt und deren Arbeitssituation analysiert, sondern auch mit Managementvertretern unterschiedlichster Funktionsbereiche und hierarchischer Ebenen gesprochen, sowie Interviews und Befragungen auf der Beschäftigtenebene durchgeführt haben, können die Veränderungen auf der Meisterebene in einen empirisch vergleichsweise breit erfassten betrieblichen Gesamtzusammenhang gestellt werden' (S. 22f.).
Ergebnisse
Ergebnisdarstellung der Empirie ist gekoppelt an den jeweiligen Analyseschritt: Dezentralisierung und Kontraktualisierung (Kap. 5); Rolle und Funktion des Meisters bei interner Kontraktualisierung (Kap. 6). Kapitel 7 behandelt als Fazit die Ergebnisse der Untersuchung und bringt die einzelnen Befunde zu einer Synthese zusammen: Zwar verändert sich die Funktion des Meisters in einem von Reorganisationsprozessen geprägtem Unternehmen, aber das "(..) neue Steuerungsregime bleibt auf den Meister - als handelndes Subjekt - angewiesen" (S. 209). Für die neue Meisterrolle sind "ambivalente Arbeitsfolgen" konstitutiv: zwar resultiert die interne Kontraktualisierung in einer Aufwertung der Funktion und Position der Produktionsmeister im Automobilbetrieb, gleichzeitig gilt: "Die Meister werden durch das neue Produktions- und Steuerungsregime in umfassendem Sinne für die Sicherstellung des betrieblichen Produktions- und Verwertungsprozesses verantwortlich gemacht, ohne dass ihnen dafür die notwendigen Entscheidungskompetenzen zur Verfügung stehen" (S. 210).

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Tullius, Knut (2004): Vertrackte Kontrakte. Formwandel des betrieblichen Steuerungsregimes und die neue Rolle des Meisters.
    Berlin: Edition Sigma