Studienbestand: 
Datenbank AIS Fallstudien
StudyID: 
s0197
Letze Aktualisierung der Studie: 
Fr, 2015-10-23

Unternehmensvernetzung, Externalisierung von Arbeit und industrielle Beziehungen

Projektleitung
Wirth, Carsten
Institutioneller Anbindung
FU Berlin, Fachbereich Wirtschaftswissenschaft
Gefördert durch
Dissertation, gefördert von der HBS (betreut von J. Sydow)
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

Im Mittelpunkt stehen zwei Fragen: 1.) 'Wie werden Netzwerkbeziehungen gemanagt?' 2.) 'Wie werden die Interessen der Beschäftigten beim Management dieser Beziehungen vertreten?' (S. 5). Beide Fragen sollen aus einer 'prozessualen Perspektive' untersucht werden (ebd.). Daneben soll auch ein 'theoretisches Untersuchungsziel' verfolgt werden (S. 9), und zwar mit folgender Frage: 'Ist die in der bundesdeutschen Interorganisationsforschung bisher noch nicht rezipierte negotiated order theory ein geeigneter theoretischer Bezugsrahmen für die Analyse des Netzwerksmanagements und für die Interaktion zwischen Management und Interessenvertretung im Prozeß der Unternehmensvernetzung und in Unternehmensnetzwerken?' (S. 9).

Ziel

Neben den praktisch orientierten Fragen nach Aushandlungsprozessen, soll geprüft werden, ob und welchen theoretischen Nutzen eine Anwendung der Negotiated Order Theory in diesem Bereich hat.

Theoriebezug
Ausgangsthese: wachsende Unternehmensvernetzungen haben Auswirkungen auf das System industrieller Beziehungen. Konkreter soll untersucht werden, wie Netzwerkbeziehungen durch (Manager-)Interaktion formiert werden, also Zusammenarbeit reguliert wird (S. 5f.). Ziel ist dabei ein Brückenschlag zwischen deterministischen und voluntaristischen Theorieansätzen, dieses soll mit einem interpretativen Ansatz erreicht werden - der negotiated order theory (S. 6f.). Ausführliche Auseinadersetzung mit dem theoretischen Bezugsrahmen in Teil C (S. 114-189).
Geografischer Bezug
Deutschland
Informationen zur Datenerhebung
1.) 32 leitfadengestützte Experteninterviews mit Managern und Interessenvertretern; genaue Auflistung der Befragten in Tabelle auf S. 15: Zugang zum Unternehmen über Manager; Aufnahmen und Transkription aller Interviews. 2.) Wo möglich ergänzend Dokumentenanalyse, Betriebsbesichtigungen, teilnehmende Beobachtung (S.16).
Fallzahlen
7 Fälle = 7 Netzwerkbeziehungen
Falldarstellung
Das Unternehmen, die Kontextbedingungen und deren Netzwerkbeziehungen werden auf ca. 20 Seiten vorgestellt (S 189ff.). Darunter fällt somit auch eine Skizze der Fälle (=Netzwerkbeziehungen). Dabei häufig Rückgriff auf Zitate. Die Fälle werden in einzelnen Kapiteln wieder aufgegriffen.
Selbstdefinition
"Qualitative Netzwerkanalyse" (S. 10); "Netzwerkfallstudie" (S. 13); generell wird "qualitative" Selbstverortung mehrfach betont (S. 9f.).
Auswahl
Einzelhandel; genauer: 1 SB-Warenhausunternehmen, daraus 3 Filialen (S. 13). Im Mittelpunkt stehen die Netzwerkbeziehungen: Warenhausunternehmung zu einem Lebensmittelfilialisten (LMF), zu einer Gruppe Lebensmittelanbieter (FK 1, FK 2), einer Handwerksunternehmung (HW) und zwei Logistikdienstleistern (LD1, LD2). Darüber hinaus die "Quasi-Externalisierung der Warenhausrestaurants" (RE) (S. 211f.). Die Auswahl wird über bisherige Ergebnisse zum Thema begründet.
Überblick Methoden
Untersuchungsmethode: qualitative Netzwerkanalyse nach Sydow u.a. (1995). Die Wahl der Methode wird inhaltlich begründet, die Vorteile und Nachteile werden in Abgrenzung zu quantitativen Methoden eruiert (S. 9f.). Die untersuchten Netzwerke werden auch 'Netzwerkfallstudien' genannt, darauf wird aber nicht näher eingegangen (S. 13). Status der Ergebnisse: Arbeit kann '(...) exemplarisch anhand zahlreicher Fälle von strategischer Bedeutung einen vertieften Einblick in das Management von Netzwerkbeziehungen und das Handeln der Interessenvertretung geben' (S. 6).
Auswertung
Geht einher mit der Methodenbegründung. Auswertung und Interpretation folgen den "hermeneutisch-phänomenologischen Verfahren der interpretativen Soziologie" (S. 12).
Ergebnisse
1.) Das Management von Netzwerkbeziehungen erfolgt in einem sozialen Prozeß, der negotiation of order (S. 16); 2.) Unternehmensvernetzung führt zu einem gravierendem Verlust von Einfluß für die Interessenvertretung. Diese Entwicklung kann als Paradoxon der "kooperativen Konfliktverarbeitung" bezeichnet werden: "Indem die kooperative Konfliktverarbeitung, die dominante Form der Konfliktausgrenzung zwischen Managern und Interessenvertretung in der BRD, als Routine reproduziert wird, wird diese in den Netzwerkunternehmungen und in der Branche 'Einzelhandel' immer bedeutungsloser" (S.16f.). 3.) Negotiated order theory eignet sich sowohl für die Analyse des Netzwerkmanagements als auch für das (Ver-)+Handeln der Interessenvertretung (S. 17).

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Wirth, Carsten (1999): Unternehmensvernetzung, Externalisierung von Arbeit und industrielle Beziehungen.
    München, Mering: Hampp